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Apple-Konferenz: Neues MacOS, iCloud und mehr

Foto: Justin Sullivan/ Getty Images

Apple-Neuheiten Jobs plant den Gegenschlag

Google trumpft auf, Amazon legt nach - und was macht Apple? Während der Konzern seit Monaten im Stillen an Neuheiten bastelt, zieht die Konkurrenz davon. Am Montag will Mastermind Steve Jobs endlich Ergebnisse vorzeigen. Vielleicht hat er sogar ein neues iPhone dabei.

Es ist Zeit. Sogar höchste Zeit, dass Apple endlich verrät, woran seine Programmierer und Ingenieure zuletzt gearbeitet haben. Denn die vergangenen Monate waren arm an herausragenden Apple-Neuvorstellungen. Sicher, Apple   hat das iPad 2 vorgestellt, ein schönes Upgrade aber keine Sensation. Und ja, der Konzern hat seine iMacs und Macbooks technisch erneuert. In der Zwischenzeit hat die Konkurrenz jedoch aufgeholt und Apple teilweise auch überholt.

Amazon   und Google   wildern mit Online-Musikangeboten in Revieren, die Apple mit seinem iTunes Store bislang fast allein beherrschte. Sie haben Cloud-Dienste eingeführt ( Amazon Cloud Drive), beziehungsweise vorgestellt ( Google Music Beta). Google hat die Tablet-Version seines Android-Betriebssystems veröffentlicht ( Honeycomb) und damit vielen Herstellern die technische Grundlagen geliefert, um dem iPad Konkurrenz zu machen. Und die Wettbewerber haben gezeigt, dass sich Touch-Technik prima auf Computer übertragen lässt, wenn man ein Desktop-Betriebssystem mit Handy-Software kreuzt ( Windows 8). Googles Android hat das iPhone-Betriebssysteme bereits übertrumpft, was den Marktanteil angeht.

In vielerlei Hinsicht, so scheint es, haben andere Firmen Apple mittlerweile technisch überholt. Sie sind innovativer und schneller als das Kult-Unternehmen aus Cupertino. Dass Apple ausgerechnet jetzt mit seinem ehernen Prinzip bricht, nie etwas zu verraten, bevor es offiziell angekündigt wird, lässt vermuten, dass der Konzern etwas Großes vorhat; etwas, das über die Themen, die vergangene Woche per Pressemitteilung angekündigt wurden (Mac OS X 10.7, iOS und iCloud), hinausgeht.

Doch worum wird es heute wirklich gehen?

Apples Wolkenträume

Zunächst einmal um Cloud Computing. Um das Verlagern von Rechenleistung und Speicherplatz in die Datenwolke, in Rechenzentren also. Dass Apple an einem solchen Dienst arbeitet war lange klar. Mit Milliardenaufwand hat der Konzern auf grüner Wiese ein neues Rechenzentrum errichten lassen. Vor wenigen Tagen wurden Updates für Apples Büro-Apps für das iPad und entsprechende Versionen für das iPhone veröffentlicht.

Das alles deutet darauf hin, dass Apple über den neuen Dienst iCloud Texte, Tabellen und Präsentationen, die man mit Apple-Software erstellt hat, auf allen Plattformen des Unternehmens bereitstellen will. Gespeichert würde dann nicht mehr auf Festplatte oder im Flash-Speicher, sondern in der iCloud - so wie man das von Googles Dienst Text & Tabellen kennt.

Viel wichtiger dürfte aber sein, dass Apple angeblich bereits mit den vier großen Plattenfirmen Verträge geschlossen hat, wonach Apple deren Musik ebenfalls via iCloud anbieten darf.

So muss das funktionieren

Wenn die Entwickler das richtig umgesetzt haben, würde eine iCloud-App den Speicher des jeweiligen Geräts nach Musik durchsuchen und iCloud-Versionen der gefundenen Titel zum Online-Hören anbieten. Ein zeitaufwendiger Upload wäre nicht notwendig. Der unmittelbare Vorteil: Man könnte den immer kleiner werdenden Speicher in Geräten wie dem iPhone intensiver für Apps nutzen, müsste sich nicht mehr darum kümmern, den Musikbestand zwischen Desktop und Handy abzugleichen, er wäre ja in der Wolke. Eine stabile, schnelle Internetverbindung immer vorausgesetzt.

Das Resultat: Apple könnte billigere, weil mit weniger Speicher ausgestattete iPhone-Varianten anbieten. Gleichzeitig würden sich die Mobilfunkanbieter freuen, weil die Nutzung eines Cloud-Speichers zum Musikhören unterwegs eine Daten-Flatrate mit viel Inklusivvolumen nötig macht, womit die monatlichen Umsätze steigen würden.

Ob es tatsächlich so kommt, bleibt abzuwarten. Die Chance, sich mit seinem Cloud-Computing-Angebot als Online-Innovator zu profilieren, hat Apple jedenfalls vertan. Amazon hat mit Cloud Drive bereits einen Dienst zum Speichern von Musik in der Datenwolke eingeführt und bewirbt diesen mit Aktionen wie dem stark rabattierten Verkauf des aktuellen Albums von Lady Gaga. Für nur 99 Cent wurde es in den USA angeboten und konnte direkt auf einen Cloud Drive kopiert werden, den man beim Kauf zum kostenlosen Test angeboten bekam. Das Angebot war so populär, dass Amazons Server vorübergehend in die Knie gingen.

Google hat erst vor wenigen Wochen Google Music Beta angekündigt. Das Projekt befindet sich allerdings noch in einer zeitlich nicht befristeten Testphase. Nur auf Einladung erhält man Zugang, und auch das nur unter der Voraussetzung, dass man in den USA lebt.

iPhone-Update ante portas?

Auch bei der Hardware hat Apple seinen Vorsprung eingebüßt. Der A4-Prozessor des iPhone ist längst von leistungsfähigeren Doppelkernmodellen in Android-Handys wie dem LG Optimus Speed überholt worden. Chip-Hersteller nVidia hat erst kürzlich den Quadcore-Prozessor Kal-El vorgestellt, der noch einmal deutlich höhere Leistung bei konstantem Stromverbrauch verspricht. Das brillante hochauflösende Retina-Display des iPhone 4 muss sich dem neuen Amoled-Bildschirm in Samsungs Galaxy S II geschlagen geben. Und schließlich haben alle neue Nokia-Modelle und diverse Android-Handys die NFC-Funktechnik an Bord, mit der das Mobiltelefon künftig zum Bezahlen benutzt werden kann. Entsprechende Verträge hat Google bereits unter Dach und Fach.

Dass Apple am Montag sein neues iOS 5 zeigen wird, steht kaum in Frage. Verbessertes Multitasking, verbessertes Energie-Management, Unterstützung für schnellen LTE-Datenfunk und NFC dürften Kernbestandteile des Updates sein. Ob aber auch ein dazu passendes neues iPhone präsentiert wird, ist eines der großen Geheimnisse, die der Konzern hütet. Und falls ja, wird es wohl ein leicht verbessertes iPhone 4S sein, kein iPhone 5. Und wann wird das Gerät verfügbar sein? Im Herbst, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft? Erst im Frühjahr 2012? Oder womöglich schon nächste Woche? Möglicherweise gibt es auch auf diese Fragen eine Antwort.

Zeit für eine neue Zeitkapsel

Ähnlich wie es Microsoft mit Windows 8 tut, wird Apple außerdem sein Desktop-Betriebssystem an das Betriebssystem seiner Smartphones und Tablets annähern. Interessant ist dabei, inwieweit Apple Touch-Technologie in die Software integriert. Diverse Patente für innovative Touchscreen-Systeme hat der Konzern schon lange angemeldet. Die Einführung eines fingerfertigen Mac OS X 10.7, Lion, würde nicht nur die Möglichkeit bieten, iOS und Mac OS miteinander zu kombinieren, es gäbe Steve Jobs auch Gelegenheit das berühmte "One more thing" aus dem Hut zu zaubern. Jenes Highlight, das Jobs gerne zum Ende seiner Präsentation vorführt.

Was das sein könnte? Ein Touchscreen-iMac? Ein Notebook mit drehbarem Touch-Display? Vielleicht ist es etwas ganz anderes, womit kaum jemand rechnet. Die Techblogger von Ars Technica vermuten, es könne eine neue Version von Apples-Netzwerkfestplatte Time Capsule sein. Während die bisher als W-Lan-Datenhalde und Backup-Medium fungierte, könnte sie mit einem A4- oder A5-Prozessor und abgespecktem iOS zum multifunktionellen Netzwerk-Server mutieren. Neben Texten, Tabellen, Fotos, Videos und Musik könnte sie automatisch Updates für Macs und i-Geräte herunterladen und im Heimnetz bereitstellen. Auch den Datenabgleich mit iCloud könnte so eine Time Capsule 2 erledigen.

Hätte das Ding dann auch noch einen Thunderbolt-Anschluss, zum schnellen Überspielen von Daten von der Computerfestplatte, und einen HDMI-Anschluss für den Fernseher, wäre sie Netzwerk-, Computer- und Multimediazentrale in einem, würde Apple TV obsolet und Apple-Fans glücklich machen.

Ob es tatsächlich so kommt, werden die Apple-Fans am Montagabend erfahren. Die Show beginnt um 19 Uhr deutscher Zeit.