Bitkom Neuer Steuermann
Hamburg - Die Wahl des Präsidenten des IT-Verbands Bitkom läuft anders ab als in den meisten anderen Organisationen üblich. Wer für einen Weltkonzern arbeitet, hat bei Bitkom kaum eine Chance. Es hilft auch wenig, wenn Bewerber mit einem üppigen Kontaktbuch voller Adressen aus Berlin glänzen. Viel entscheidender: Der Anwärter braucht vor allem Gespür für die Bedürfnisse des Mittelstandes, dem die meisten der über 1000 Bitkom-Mitglieder entstammen.
Ein solcher Kandidat ist Dieter Kempf, (58) Chef der Datev, der Datenverarbeitungsorganisation der steuerberatenden Berufe. Am Wochende bestätigte Kempf in einem Interview auf der Datev-Homepage Informationen von manager magazin, wonach er für das Amt kandidieren will. Wenn das Bitkom-Präsidium unter Noch-Präsident August-Wilhelm Scheer (69) am 25. Mai über die Wahlempfehlung für Scheers Nachfolge berät, wird der Name Kempf so gut wie konkurrenzlos gehandelt werden.
Scheer selbst darf nach zwei Amtszeiten den Verband nicht mehr führen. Als ernst zu nehmender Gegenkandidat für Kempf galt bis vor Kurzem noch der Scheer-Vertraute Karl-Heinz Streibich (58). Der Chef der Software AG habe aber abgewinkt, da er mit der Führung des eigenen Unternehmens beansprucht sei, heißt es aus dessen Umfeld.
Kempf ist derzeit Bitkom-Schatzmeister, arbeitet seit 20 Jahren bei Datev. Als Chef des IT-Dienstleisters äußert er sich nicht nur über das Geschäft mit Software, sondern prangert regelmäßig "unausgegorene" und "unsystematische Steuergesetze" an. Der Lenker der genossenschaftlich organisierten Datev kennt zudem die Usancen des angelsächsischen Kapitalismus: Parallel zum Studium hatte er sich einst zum Filialleiter bei McDonald's hochgearbeitet.