Bundesliga

Die Ursachen der Torkrise

Mainz: Produktivität lässt stark nach

Die Ursachen der Torkrise

Negativtrend: Das Team von Thomas Tuchel holte aus 12 Spielen nur 12 Punkte.

Negativtrend: Das Team von Thomas Tuchel holte aus 12 Spielen nur 12 Punkte. imago

Seither sammelte Mainz 05 in zwölf Spielen nur zwölf Punkte, der Toreschnitt pro Spiel sank von 2,57 auf 1,0 (siehe Tabelle unten). "Das große Thema ist, dass wir kein Tor schießen", sagt Thomas Tuchel. Eine Ursachenforschung mit Thesen:

Mainzer Offensivflaute

1.-7. Spieltag 8.-19. Spieltag
Tore (pro Spiel) 18 (2,57) 12 (1,00)
Gegentore (pro Spiel) 7 (1,00) 14 (1,17)
Chancen (pro Spiel) 46 (6,6) 54 (4,5)
Chancenverwertung 39,1% 22,2%
Jokertore 7 3

Das Überraschungsmoment ist weg

Die Strategie, den Gegner unorganisiert zu erwischen, funktionierte anfangs. Im Ranking "Tore nach Ballverlust" lag man im Spitzenfeld, ebenso bei den Kontertoren. Nur: Auf die Mainzer Stärke, schnelles Umschalten nach Balleroberung, hat sich die Konkurrenz eingestellt.

Das Mittelfeld erzeugt zu wenig Torgefahr

Die Mittelfeldspieler Fathi, Caligiuri, Soto, Holtby, Polanski, Ivanschitz und Karhan erzielten seit dem Rekord noch zwei Tore und zwei Assists. "Hier wünschen wir uns alle mehr Zählbares", sagt Tuchel. Am auffälligsten ist Holtbys Bilanz: Brutal effektiv bis Spieltag sieben (zwei Treffer, sieben Assists), danach ohne direkte Torbeteiligung.

Standards werden zu schlecht verwertet

An der Qualität der Ecken, Flanken und Freistößen von Fuchs liegt es nicht, dass Mainz die zweitwenigsten Standardtore (7) fabriziert. Vielmehr ist die Verwertung mangelhaft. Tuchel verzichtet im Übungsbetrieb bewusst auf gezieltes Einstudieren von Standards. Die Abläufe werden per Videostudium besprochen.

Die Heimspiele sind ein großes Problem

Drei der vier Siege nach der Einstellung des Startrekords zu Saisonbeginn gelangen auswärts. Von sechs Heimspielen gingen fünf verloren (0:6 Tore). Dem Team fällt es schwerer, gegen kompakte, tiefstehende Gegner das Spiel zu gestalten.

Den Stürmern fehlt die Konstanz

Schürrle (20), Risse (21), Szalai (23), Allagui (24) und Rasmussen (25) sind noch bundesliga-unerfahren, deshalb schwanken ihre Leistungen. Ohne Erfolge verflüchtigte sich auch die Unbekümmertheit, zudem fehlt es an Kaltschnäuzigkeit. Während die Anzahl der erspielten Chancen pro Spiel von 6,6 auf 4,5 sank, sackte die Chancenverwertung von 39,1 auf 22,2 Prozent ab. "Ihnen fehlt zurzeit das Vertrauen, zu treffen", meint Tuchel, "das ist ein Teufelskreis. Wir müssen noch mehr Situationen erzwingen, damit der Ball über die Linie geht. Aber nie zu Lasten der Ordnung."

Die Rotation birgt Risiken

Als Mainz auf der Erfolgswelle ritt, lag es angeblich an der Rotation. Es hieß: Weil keiner seinen Einsatz sicher hatte, stachelten sich die Offensivkräfte zu Höchstleistungen an. Nun soll die Rotation schuld sein, weil ihnen die Sicherheit fehle. Schürrle hebt sich vom Niveau her leicht ab, Szalai, Risse und Allagui sind gleichwertig. Deshalb entscheidet oft Trainingsleistung und Taktik, wer stürmt. Seit Spieltag vier lief nur dreimal die identische Offensivbesetzung auf wie in der Vorwoche. "Dieser Ansatz ist müßig, das mache ich nicht mit", betont Tuchel.

Es wird auf hohem Niveau gejammert

Zweifellos bereichert Mainz 05 die Liga. Die Elf ist taktisch sehr gut geschult, hat an spielerischer Qualität deutlich zugelegt, gefällt durch kluges Coaching sowie ein intaktes Kollektiv. Doch auf jeden Rausch folgt meist der Kater. Von den acht Niederlagen seit dem 8. Spieltag verlor der Klub sieben mit einem Tor Differenz, hoffnungslos unterlegen war er nie. Mainz liegt nur drei Punkte hinter dem Zweiten. Trotz negativem Trend.

Uwe Röser