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Im Netzwerk: Für Unternehmen und Freiberufler wird Social Media immer wichtiger.

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Social Media: Der Karriereklick

Alle reden von Social Media, von Vernetzung, Reichweite – und Karrierechancen. Wer weiß, wie sich ein Unternehmen branchenrelevant auf Facebook, Twitter und Co. etabliert, kann sich neue Berufsfelder erschließen und Social-Media-Experte werden.

Schätzungen zufolge gibt es mittlerweile allein in Deutschland mehr als 15 Millionen Facebook-Nutzer. Auch der Kurznachrichtendienst Twitter boomt: Binnen eines Jahres wuchs die Zahl der Nutzerkonten auf das Zweieinhalbfache und lag im Januar bei 460 000. Für die Internetnutzer bedeuten soziale Netzwerke, Videoportale und Weblogs vor allem eines: Informations- und Kommunikationsfreiheit. Inhalte werden nicht mehr nur passiv konsumiert, sondern selbst veröffentlicht, weiterempfohlen und diskutiert.

Für Firmen stellen Facebook, Twitter und Co. eine Herausforderung dar. „Social Media bieten Unternehmen die Möglichkeit, mit ihren Zielgruppen in direkten Kontakt und in einen unmittelbaren Dialog zu treten“, heißt es im „Leitfaden Social Media“, den der Hightech-Branchenverband Bitkom herausgegeben hat. Nach einer internationalen Studie der Unternehmensberatung McKinsey sind bereits 40 Prozent der befragten Firmen in sozialen Netzwerken aktiv – Tendenz steigend. Damit wächst auch der Bedarf an Mitarbeitern, die Social-Media-Strategien entwerfen und umsetzen können. Entsprechend dynamisch entwickelt sich das Weiterbildungsangebot, die für viele Arbeitskräfte interessant sein können, um das eigene Profil zu erweitern. Es reicht von berufsbegleitenden Studiengängen über mehrwöchige Seminare bis zum VHS-Kurs.

PERSÖNLICHER KONTAKT

Die Kommunikationsberaterin Anja Beckmann gehörte zu den ersten Lehrgangsteilnehmern an der Social Media Akademie. Die Bildungseinrichtung zählt zu den bekanntesten Anbietern auf diesem Gebiet. Von Mai bis August 2010 belegte die 37-Jährige dort einen Basiskurs. „Zuvor hatte ich 17 Jahre Erfahrung in Journalismus und klassischer PR gesammelt“, erzählt sie. Im Laufe der Zeit wurde das Internet für ihre Arbeit immer wichtiger. So war Beckmann als Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Starbucks auch für den Facebook-Auftritt der Kaffeehaus-Kette verantwortlich.

„Ich kannte Social Media aus der praktischen Arbeit, konnte im Lehrgang aber mein Wissen vertiefen“, sagt sie. „Besonders hilfreich waren die Vorlesungen zu rechtlichen Rahmenbedingungen und zur Erfolgskontrolle von Kampagnen.“ Was dabei zählt, ist nachhaltiger Kontaktaufbau – und nicht die kurzlebige Reichweitenverbesserung auf Facebook oder Twitter.

Sämtliche Kurse finden als Online-Vorlesungen statt, die Teilnehmer können im Live-Chat Fragen stellen. Unter den wechselnden Dozenten sind Experten wie Klaus Eck, Benedikt Köhler und Peter Ambrozy. „Unsere Lehrgänge richten sich vor allem an Mitarbeiter aus Marketing-, PR- und Personalabteilungen“, so Akademie-Sprecher Mirko Lange. „Auch freie Berater und Agenturmitarbeiter sind häufig dabei.“ Einen Einstieg in die Materie bietet der Basis-Lehrgang Social Media: Hier lernen die Teilnehmer, wie man eine Strategie entwirft, die passenden Online-Netzwerke findet und das Unternehmen dort einführt.

„Social Media funktionieren immer dann, wenn ich es als persönlichen Kontakt begreife“, sagt Mirko Lange. „Nehmen wir als Beispiel einen mittelständischen Unternehmer, der Fachmessen und Konferenzen besucht, um neue Geschäftspartner zu finden. Den gleichen Zweck wie die Messen erfüllt ein unternehmenseigenes Blog: Die Blogbeiträge werden von Branchenangehörigen kommentiert und man vernetzt sich.“ Und so sei es optimal.

UNTERNEHMEN MÜSSEN UMDENKEN

Bei Anja Beckmann hat sich die Weiterbildung bereits gelohnt, sie hat sich eine Expertise auf diesem Gebiet erarbeitet. Sie gründete ihre eigene Agentur und berät Firmen beim Thema Social Media. „Viele Unternehmen stehen noch ziemlich am Anfang“, berichtet sie, „die einzelnen Abteilungen müssen häufig noch lernen, enger zusammenzuarbeiten.“ Social Media dienen nicht nur dem Kontakt zum Kunden, sondern auch der internen Kommunikation, etwa über Diskussionsforen oder ein firmeneigenes Wiki. Gerade für mittlere und große Unternehmen ist ein fest angestellter Social Media Manager interessant, der die Web-Aktivitäten koordiniert. „Für die Weiterbildung zum Social Media Manager bieten sich natürlich Mitarbeiter an, die Internet affin sind und Kommunikationserfahrung besitzen“, sagt Mirko Lange. „Einen entsprechenden Lehrgang mit 16 Vorlesungen haben wir ebenfalls im Programm.“

Seit Herbst 2010 bietet auch die Dialogmarketing Akademie (DDA) einen berufsbegleitenden Studiengang Social Media an. Die Weiterbildungen finden in sieben deutschen Großstädten statt, unter anderem in Berlin. Interessenten haben die Wahl zwischen zwei Angeboten: Die Qualifizierung „Fachwirt/in Social Media“ erstreckt sich über mindestens acht Monate, erfordert ein abgeschlossenes Hochschulstudium und endet mit einer Diplomarbeit. Demgegenüber ist die Weiterbildung zum „Social Media Manager“ auf ein halbes Jahr angelegt und bietet einen kompakteren Zugang zum Thema.

In beiden Fällen finden die Vorlesungen an Wochenenden sowie in mehrtägigen Blockphasen statt. „Da wir europäisch zertifiziert sind und wir uns alle zwei Jahre in Brüssel einer Rezertifizierung unterziehen müssen, sind die Qualitätsanforderungen klar definiert“, sagt DDA-Inhaber Achim London. Mitarbeiter von Startup-Firmen erhalten 50 Prozent Rabatt auf die Studiengebühren.

PRAXISBEZOGENE AUFGABEN

Neben den breit gefächerten Lehrgängen der Akademien gibt es auch zahlreiche Weiterbildungsangebote, die bestimmte Teilaspekte von Social Media behandeln. So bieten gleich mehrere Berliner Volkshochschulen Kurse zu Twitter, Weblogs und sozialen Netzwerken an. Die VHS Tempelhof-Schöneberg etwa hat ab März das eintägige Seminar „Twitter – nicht nur für Unternehmen interessant!“ im Programm. Dessen Leiterin Jutta Franzen möchte vor allem Freiberufler und PR-Verantwortliche aus kleinen und mittleren Unternehmen ansprechen. „Der Kurs soll veranschaulichen, wie Twitter in erfolgreichen Social-Media-Kampagnen genutzt wird“, so Franzen. Schließlich entfalte der Kurznachrichtendienst erst im Zusammenspiel mit anderen sozialen Netzwerken und mit Weblogs seine volle Wirkung.

Das Frauen Computer Zentrum Berlin (FCZB) bietet ebenfalls eine kostengünstige Alternative zu den Akademie-Programmen. Das Thema Social Media ist in die elfwöchige Fortbildung „Online-PR und -Marketing“ eingebettet, der wöchentliche Arbeitsaufwand beträgt etwa fünf bis sechs Stunden. Die praxisbezogenen Aufgaben werden über eine Lernplattform im Internet zur Verfügung gestellt, eine Tutorin gibt Feedback zu den Ergebnissen. Auch hier gehören Social Media zu den Lehrmethoden: Per Facebook, Chat und über Foren tauschen sich die Teilnehmerinnen zu den Kursinhalten aus.

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