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Businessmode: Zwölf Tipps für die wichtigsten Anlässe

Foto: Corbis

Businessmode Bloß nicht bügelfrei

Mausgraue Krawatten und bügelfreie Hemden sind ein No-go im Geschäftsleben. Wie man durch die richtige Farbwahl einen erstklassigen Alphatierauftritt hinlegt oder im Kontakt mit der Belegschaft glaubwürdig erscheint, erläutert Kleidungsexpertin Ulrike Mayer im Interview mit manager magazin.

mm: Frau Mayer, kann die falsche Krawatte der Karriere schaden?

Mayer: Nein. Aber wenn Sie andauernd am falschen Ort zur falschen Zeit die falsche Krawatte tragen, fördert sie sie sicher auch nicht. Es ist doch so: Um voranzukommen, brauchen Sie Stil und Klasse. Beides definiert sich durch Symbole, durch Farben und Formen. Nehmen Sie den amerikanischen Präsidenten: Wenn er etwas Wichtiges zu sagen hat, wird man Barack Obama nie mit einer grauen Krawatte sehen.

mm: Ist Obama derzeit wirklich ein Vorbild für erfolgreiche Außenauftritte?

Mayer: Eine Krawatte beschwichtigt nie einen ganzen Kongress. Das ist klar. Aber Obamas Kleidungsstil ist ein gutes Beispiel für eine in sich stimmige nonverbale Kommunikation. Er strahlt Kompetenz über Kleidungssymbolik aus, spielt mit Hell-dunkel-Kontrasten, akzentuiert die Dynamik der Macht mit Rot.

mm: Und wie halten es deutsche Führungspersönlichkeiten?

Mayer: Wir haben nicht sehr viele Personen des öffentlichen Lebens, die das Thema Kleidung wirklich professionell angehen. Führungskräfte achten meiner Meinung nach zu wenig auf die Außenwirkung Ihrer Kleidung und beherrschen zu wenig den Grundwortschatz der Kleidung.

mm: Viele Manager tragen gar keine Krawatte mehr.

Mayer: Manche Unternehmen legen fest, dass es keinen Krawattenzwang mehr gibt. Wenn das Bestandteil der Firmenkultur ist, ist das auch kein Problem. Eigentlich. Wenn man allerdings superleger unterwegs ist, kann man unter Umständen trotzdem Probleme bekommen. Kleidung ist wie Manieren - sie hat etwas mit Wertschätzung zu tun.

Natürlich kann man beobachten, dass es im Geschäftsleben insgesamt lässiger geworden ist. Man bekommt sogar E-Mails mit durchgehender Kleinschreibung oder sogar Tippfehlern. Bei der Kleidung hat es sich auch eingeschlichen, dass die Regeln nicht mehr so ernst genommen werden. Aber wer gepflegt und mit Krawatte kommt, signalisiert Wertschätzung. Und wenn Sie ganz nach oben wollen, lernen Sie schnell: Da gibt es einen Kodex, der unumstößlich ist, immer noch.

mm: Die Schweizer UBS-Bank hat ihren Angestellten einen 44 Seiten dicken Kleidungskodex verordnet, der alles genau festlegt - die Häufigkeit der Friseurbesuche, die Farbe der Unterwäsche, und dass man seine Schuhe gefälligst mit dem Schuhlöffel anzuziehen hat. Man kann des Guten doch wohl auch zu viel tun, oder?

Mayer: Ein solcher Kodex ist natürlich schon ein Auswuchs in die Perfektion. Aber über den Dresscode kann man tatsächlich seitenweise Regeln schreiben. Man muss sie allerdings so formulieren, dass der Mitarbeiter merkt, dass diese Regeln ihm helfen und nutzen. Um eine Regel zu brechen, muss man sie ja zuallererst kennen.

"Röcke haben immer einen gewissen Erotikfaktor"

mm: Ist ein verbindlicher Dresscode für Unternehmen denn überhaupt sinnvoll?

Mayer: Absolut. Mitarbeiter, die sich an Dresscodes halten, verlieren morgens weniger Energie vor dem Kleiderschrank. Ein gut geschriebener Dresscode kann Sicherheit geben und als positiv empfunden werden.

mm: Und was sollte darin stehen?

Mayer: Das kommt auf die Branche an. Bei Banken, Versicherungen und Beraterfirmen herrscht von jeher ein sehr klassischer Dresscode. Im kreativen Bereich ist es natürlich lockerer. Aber es kommt auch sehr auf die Feinabstimmung in der jeweiligen Situation an: Wer, etwa in einem Vorstellungsgespräch, einem genialen Techniker gegenübersitzt, den er für sein Unternehmen gewinnen möchte, wirkt in einem schwarzen Anzug einfach zu distanzierend.

mm: Wie legt man denn im Falle eines Falles einen erstklassigen Alphatierauftritt hin?

Mayer: Der ist ganz klar definiert durch den Dreiklang Schwarz, Rot und Weiß. Da geht es um Macht, Kampf und Dynamik. Schwarz vermittelt Distanz, Rot ist die Farbe des Sieges, Weiß die Farbe der Klarheit.

mm: Und was unterscheidet die Botschaft eines schwarzen Anzugs von einem dunkelblauen? Oder einem grauen?

Mayer: Ein schwarzer Anzug wirkt weitaus distanzierender als ein blauer. Den Dunkelblauen kann man aber als Ersten totkriegen, wenn man ihn falsch kombiniert; wenn man es richtig macht, kann man ihn dafür auch fünf Tage hintereinander tragen, ohne dass es irgendjemandem auffällt. Einen dunkelgrauen Anzug trägt man, wenn man neutral wirken und Sachlichkeit transportieren will, auch, wenn man nicht weiß, was auf einen zukommt, und nicht allzu viel von sich preisgeben möchte. Aber Grau kann schnell mausig und langweilig wirken. Da kommt es auf Qualität und Passform an.

Grauenhaft ist es, wenn zu einem billigen Anzug eine hellblaue Krawatte und ein bügelfreies Hemd getragen werden. Da sitzen sich dann ein Vorstand und ein Azubi gegenüber, und beide tragen ein preiswertes bügelfreies Hemd im gleichen Farbbton. Das geht gar nicht.

mm: Gilt eigentlich die Regel noch: Never Brown in Town?

Mayer: Ja. Vor allem abends. Wer abends in einem braunen Anzug zu einer wichtigen Veranstaltung kommt, wird sich dort nicht wohlfühlen. Alle anderen tragen schwarze oder dunkelgraue Anzüge, und man sticht regelrecht heraus. Und zwar negativ. Wer das einmal gemacht hat, wird das freiwillig nicht wieder tun.

mm: Welche Fehler sind denn auf den Chefetagen am meisten verbreitet?

Mayer: Schuhe sind die Stiefkinder der Nation. Früher haben die Mütter ihren Töchtern geraten, einem potenziellen Ehemann auf die Schuhe zu schauen, und sie hatten recht. Daran kann man erkennen, was ein Mann auf sich selbst gibt und wie er anderen gegenübertritt. Stiefel gehen übrigens gar nicht - es sei denn, Sie sind Werber oder Architekt. Ungepflegte und altbackene Schuhe ruinieren den Eindruck jeden Anzugs.

Viele Männer tragen auch zu weite Hemden, die sich ballonartig blähen, oder finden die richtige Länge für Sakkoärmel und Hosenbeine nicht. Sakkos sind oft zu weit, oder sie spannen. Man muss auch die Marken kennen: Joop schneidert sehr schmal. Wenn man da nicht die entsprechende Figur mitbringt, wird es schwierig. Und zu lange Sakkos schneiden die Beine optisch ab und zerstören jede Proportion.

"Der Anzug ist die Rüstung und die Waffe des Mannes"

mm: Das klingt ja alles recht reglementiert. Wie kann man denn als Mann in einem konservativen Geschäftsumfeld überhaupt eigenen Stil zeigen?

Mayer: Das ist nicht allzu schwierig. Nichts kleidet besser als ein gut sitzender Anzug. Der Anzug ist die Rüstung und die Waffe des Mannes. Und er muss Geld kosten. Ein Mann kann einfach nicht gut angezogen sein, wenn er einen Anzug für 299 Euro, ein Hemd für 39 Euro und eine Krawatte für 20 Euro trägt. Die persönliche Leinwand ist das magische Dreieck: Hemd, Revers, Krawatte. Da kann man seinen Stil zeigen.

mm: Gelten für Frauen andere Farbgesetze als für Männer?

Mayer: Grundsätzlich nein, aber Frauen müssen darauf achten, nicht zu männlich zu wirken. Frauen können viel eher mit Farbe spielen und trotzdem professionell wirken. Rosa ist ein absolutes No-go für Herren in der formellen Ebene, aber eine Frau kann diese Farbe bewusst einsetzen, um weniger kantig zu wirken.

mm: Rock oder Hose?

Mayer: Hosenanzug. Das ist unverfänglicher. Röcke haben immer einen gewissen Erotikfaktor. Wer neutral bleiben will, trifft mit der Hose eine bessere Wahl. Wer sich trotzdem für einen Rock entscheidet, muss auf die richtige Länge achten: Knapp unter oder knapp über dem Knie. Zu lang wirkt leicht gouvernantenhaft, zu kurz ist einfach zu kurz. Die Kunst ist, nie die Figur zu verhüllen, sondern sie schön nachzuzeichnen, ohne sie über Gebühr zu betonen.

mm: Und die Schuhe? Absätze oder lieber flach?

Mayer: Schon Absätze. Aber nicht höher als sechs Zentimeter. Für manche ist sogar das zu viel. Ich zum Beispiel bin 1,78 Meter groß. Da kann ich keine fünf Zentimeter hohen Absätze anziehen - damit überfordere ich die Herren. Die fühlen sich dann klein.

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