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Lebenserleichternde Apps Packen Sie Ihren Krempel in die Wolke!

Das Internet macht aus uns keine besseren Menschen - aber zumindest welche, die nicht andauernd wichtige Unterlagen verschlampen. Wer Apps und Web-Dienste richtig nutzt, spart eine Menge Zeit und gewinnt Lebensqualität.
Wolkenformation, Antenne: Cloud Apps sparen cerebralen Speicherplatz

Wolkenformation, Antenne: Cloud Apps sparen cerebralen Speicherplatz

Foto: Alfredo Aldai/ dpa

Von Sherlock Holmes lernen, heißt siegen lernen: Arthur Conan Doyles Meisterdetektiv hatte stets alle wichtigen Fakten parat, und sein Gedächtnis arbeitete so zuverlässig wie ein Google-Serverpark.

Was den Romanhelden dennoch sympathisch macht: Er war ein schlimmer Chaot. Sein Freund Watson berichtet, Baker Street 221b sei "mit Manuskripten vollgestopft" gewesen, "die man nicht verbrennen durfte". Überall stapelte sich Papier. Holmes hatte panische Angst davor, Dokumente wegzuwerfen, die er später vielleicht noch einmal brauchen könnte. Und er hasste Aufräumen.

Holmes, das merkt man, war einer von uns.

Fein säuberliches Archivieren oder Auswendiglernen von Informationen, das wusste das Genie von Marylebone, sind nur etwas für mindere Geister. Einem Genie wie ihm war Ordnung gar nicht zuzumuten.

Nun haben die meisten von uns kein so großes Gehirn wie der fiktive Meisterdetektiv - doch wir haben das Internet. Und wir besitzen seit einigen Jahren die Wolke: einen Datenspeicher irgendwo im Netz, auf den wir von überallher zugreifen können - via PC, Tablet oder Handy.

Informationen blitzschnell aus dem Hut zaubern

Unordentlich, chaotisch, aber dennoch stets in der Lage, die gerade relevanten Informationen aus der Deerstalker-Mütze zu zaubern: So kann jeder ein kleiner Holmes sein.

Oder besser: könnte. Erstaunlich ist, wie wenige Menschen diese Möglichkeiten nutzen. Dabei ist die Anwendung der meisten Apps kinderleicht, die Kosten sind vernachlässigbar, der Produktivitätsgewinn ist immens. Selbst Watson könnte das.

Bevor wir Ihnen im Folgenden einige der besten Helferlein vorstellen, zunächst noch ein paar allgemeine Tipps.

Ablage war gestern: Sie haben über Jahre gelernt, dass man digitale Dokumente ordentlich ablegen muss, damit man sie später wiederfindet.

Damit ist jetzt Schluss. Die wichtigste Maxime der Holmes-Methode lautet: keine Ordner mehr. Fast jeder Rechner und jedes E-Mail-Programm verfügt heute über eine Volltext-Suchfunktion, mit der Sie in Echtzeit Mails oder Word-Dokumente finden können. Mit Hilfe der unten beschriebenen Webapps funktioniert dies auch bei Bildern, PDFs oder Grafiken.

Sie müssen fortan nur noch "Steuererklärung 2009" eintippen. Den Ordner Privat/Finanzen/Steuer/2009 (und die hundert anderen) können sie getrost einmotten. Wie Sherlock Holmes dürfen sie fortan alles achtlos in die Ecke pfeffern.

Inhalte mit einem Klick in die Wolke schießen

Klick und weg: Dank der Web-Wolke können Sie Dokumente schneller archivieren, als Holmes an seiner Pfeife ziehen kann. Für viele der unten aufgeführten Dienste gibt es einen Lesezeichen-Button, den man im Webbrowser installieren kann oder eine E-Mail-Schnittstelle. Über diese Helferlein können Sie Inhalte mit einem Klick in die Wolke schießen.

Die armen Bäume: Es gibt immer noch einige Maschinenstürmer (Holmes hätte gesagt: Ludditen), die Papier verschicken. Doch Papier ist der Feind der Wolke - denn man kann es nicht automatisch indexieren und durchsuchen. Besorgen Sie sich deshalb einen Multifunktionsdrucker mit automatischem Einzug. Jagen Sie alle Dokumente, die Sie später vielleicht noch einmal brauchen, durch diesen Scanner, kippen Sie die Kopien in die Wolke - und dann weg mit dem Altpapier.

Nicht nur Watson liest mit: Wer Angst hat, dass andere mitlesen, für den ist die Web-Wolke nichts. Wer Hunderte Megabytes Daten auf diversen Servern auf der ganzen Welt speichert, muss eine gewisse Wurstigkeit an den Tag legen. Denn ganz sicher lesen da welche mit.

Das sollte man sich klarmachen, bevor man seine Daten in die Wolke kippt: "Wenn es etwas gibt, von dem du nicht willst, dass es jemand weiss, solltest du es vielleicht gar nicht erst tun", sagte Googles Ex-Boss Eric Schmidt. Für Daten in der Wolke gilt: Wenn es etwas gibt, von dem du nicht willst, dass es jemand weiß, dann schreib es lieber in ein Notizbuch aus Papier. Das ist vermutlich sicherer als jede Verschlüsselungstechnologie.

Und hier jetzt die besten Apps fürs produktive Wolkengehirn:

Evernote - der größte Zettelkasten der Welt

In "Eine Studie in Scharlachrot" schockt Holmes seinen Partner Watson: Er wisse nicht, dass die Erde sich um die Sonne drehe. Mit diesem für seine detektivische Arbeit unwichtigen Faktum wolle er seinen Verstand nicht belasten - denn der sei "wie ein Dachboden", und man müsse aufpassen, dass man den nicht mit nutzlosem Krempel vollstellt.

Wem diese Logik einleuchtet, der wird Evernote lieben. Das Programm speichert Notizen und Dokumente in der Web-Wolke - es ist im Holmes'schen Sinne ein erweiterter Dachboden für Zeug, das man vielleicht später einmal braucht und mit dem man seinen Kopf nicht vollmachen möchte. Ob SPIEGEL-Artikel oder Kochrezept - Evernote speichert alles.

Evernote: Der größte Zettelkasten der Welt

Evernote: Der größte Zettelkasten der Welt

Sie können Ihren gesamten virtuellen Dachboden jederzeit durchsuchen - übers Web, den Rechner oder das Handy.

Das Besondere an Evernote: Eine Texterkennungs-Software indexiert alle abgespeicherten Dokumente, auch Fotos. Wenn Sie also beispielsweise einen leckeren Riesling trinken, fotografieren Sie das Etikett einfach mit dem Handy und schicken Sie das Bild an Evernote.

Sollte Ihnen zwei Wochen später im Supermarkt das leckere Weinchen wieder einfallen, dann geben Sie auf dem Mobiltelefon einfach "Riesling" ein - und schon zeigt Ihnen Evernote das Etikett.

Das Ganze funktioniert auch mit eingescannten Rechnungen oder PDFs (in der Premiumversion). Sogar bei Bildern, die auf dem Kopf stehen, erkennt Evernote die Schrift.

Sie können Dokumente per Drag & Drop hinzufügen, markierte Texte direkt aus dem Browser archivieren und Dateien oder Notizen per E-Mail an Evernote schicken.

  • Webadresse: www.evernote.com 
  • Preis: Gratis (mit monatlichem Uploadlimit (60 MB); Premiumversion mit mehr Dateiformaten und 1 GB für 45 Dollar jährlich.
  • Funktioniert mit: Windows, Mac, iPhone, iPad, Android, Blackberry, Windows Mobile, Browser
  • Upload via: E-Mail, Webclipper-Button, Drag & Drop

Instapaper - Zeitungsstapel adé

Holmes und Watson sitzen gern in einer "Wolke aus Zeitungen" um sich mit den "Nachrichten des Tages vollzusaugen" - diese beneidenswerten Gentlemen hatten noch ausreichend Zeit zur Lektüre.

Bei Ihnen sieht der Alltag vermutlich eher so aus: Sie scrollen durch SPIEGEL ONLINE und finden eine längere Analyse, die Sie unbedingt später lesen wollen. Sie drucken sie aus und legen sie zusammen mit den letzten acht Ausgaben der "Zeit" auf den hinteren Teil Ihres Schreibtischs, wo das Papier ungelesen verstaubt, auf immerdar.

Instapaper: Zeitungsstapel adé

Instapaper: Zeitungsstapel adé

Bei diesem Problem hilft Instapaper. Mittels eines "Später lesen"-Knopfes in Ihrem Browser können Sie in Zukunft interessante Texte in der Wolke speichern. Wenn Sie dann später etwas Zeit haben, in der Bahn oder im Wartezimmer etwa, können Sie die archivierten Dokumente in der Instapaper App lesen - auf dem Handy oder dem iPad zum Beispiel.

Praktisch ist, dass Instapaper nur das speichert, was Sie wirklich interessiert - den Text. Formatierungen, Bilder oder Werbung blendet die Software aus.

  • Webadresse: www.instapaper.com 
  • Preis: Gratis, App für iPhone/iPad 4,99 Dollar
  • Funktioniert mit: Jedem Browser, iPhone, iPad, Kindle,
  • Upload via: E-Mail, Read-Later-Button

Dropbox - überall zur Hand

Der digitalen Variante von Murphys Gesetz zufolge befinden sich wichtige Dokumente immer auf dem Gerät, das man gerade nicht dabeihat. Dropbox setzt diese Regel außer Kraft.

Dropbox ist eine Festplatte in der Wolke, auf die Sie von überall zugreifen können. Es gibt ein Dutzend ähnlicher Dienste - aber dieser ist der Beste.

Dropbox: Überall zur Hand

Dropbox: Überall zur Hand

Das liegt vor allem daran, dass Sie von dem ganzen Hoch- und Heruntergelade der Dateien überhaupt nichts mitbekommen. Dropbox funktioniert exakt wie jeder andere Ordner auf Ihrem Computer - mit dem kleinen Unterschied, dass er zu Hause stets den gleichen Inhalt aufweist wie auf der Arbeit oder auf Ihrem iPhone.

Sie können Dropbox-Dateien zudem mit anderen Menschen teilen. Und wenn Sie aus Versehen etwas löschen, können Sie es wiederherstellen, denn Dropbox merkt sich alles.

  • Webadresse: www.dropbox.com 
  • Preis: Gratis (für 2 GB), 9,99 Dollar monatlich (für 50 GB)
  • Funktioniert mit: Windows, Mac, Linux, iPhone, iPad, Android, Blackberry
  • Upload via: Drag & Drop

Ge.tt - ein Plätzchen für Ihre Monsterdatei

Es gibt keine zu großen Dateien. Es gibt nur zu kleine Postfächer. Wenn Sie Ihre Monsterpräsentation oder Ihre zweihundert hochaufgelösten Urlaubsfotos mailen wollen, sind Attachment-Begrenzungen die Pest. Selbst Ihre Dropbox ist möglicherweise zu klein - oder Ihre Oma hat keine Ahnung, wie so eine Online-Festplatte funktioniert.

Ge.tt: Ein Plätzchen für Ihre Monsterdatei

Ge.tt: Ein Plätzchen für Ihre Monsterdatei

Hier hilft Ihnen Ge.tt. Mit diesem Web-Dienst können Sie Dateien beinahe beliebiger Größe verschicken. Noch bevor Ihre Megadatei hochgeladen wird, erhalten Sie einen Link, den Sie an Dritte verschicken können - oder an sich selbst. Über ihn kann man die komplette Datei bis zu einen Monat lang von überall herunterladen - ohne Passwort, ohne Login und ohne Gebühren.

  • Webadresse: www.ge.tt 
  • Preis: Gratis
  • Funktioniert mit: Jedem Webbrowser
  • Upload via: Browser

FollowUp - der Rufer in der Wolke

Manchmal ist man etwas wuschig. Manchmal braucht man jemanden, der einen an Dinge erinnert. Holmes hatte Watson, aber was machen Sie? Wie jeder gute Chaot haben Sie vermutlich etwas gegen lange To-do-Listen. Ein Cloud-Dienst namens FollowUp hilft.

FollowUp: Der Rufer in der Wolke

FollowUp: Der Rufer in der Wolke

Mailen Sie Ihre Aufgaben einfach an FollowUp und schreiben Sie dazu, wann Sie erinnert werden möchten. Wenn Sie beispielsweise eine Anfrage bekommen haben, die Sie erst am Freitag bearbeiten möchten, leiten Sie die Mail an friday@followup.cc weiter. Am Freitag landet sie dann wieder in Ihrer Inbox.

Die Syntax vor dem @followup.cc können Sie frei wählen - von "12 h" bis "9 months" ist alles möglich.

Falls Sie bei eigenen Mails gern nach einigen Tagen nachfassen, ob schon etwas passiert ist, dann mailen Sie mit der ausgehenden Nachricht einfach eine Blindkopie (BCC) an 3days@followup.cc. Der Adressat merkt davon nichts - und Sie erhalten von Ihrem Watson in der Wolke einer Erinnerung.

  • Webadresse: www.followup.cc 
  • Preis: Gratis
  • Funktioniert mit: jedem E-Mail-Programm