Jahrtausendelang hat der Mensch daran gearbeitet, dem Vergessen ein Ende zu bereiten. Lehmtafeln, Papyrus, Pergament, Papier, Buchdruck, Bibliotheken, Archive, Datenbanken – alles diente nur diesem einen Ziel. Denn ohne Erinnerung ist zivilisatorische Entwicklung nicht denkbar. Und jetzt endlich ist es so weit: Das Internet vergisst nichts mehr.

Doch manchen Zeitgenossen ist das auch wieder nicht recht. Viktor Mayer-Schönberger liebt das Internet und will, dass es funktioniert. Deshalb hat er früher einmal eine höchst erfolgreiche Software gegen Computerviren geschrieben. Heute fordert der Politikwissenschaftler nicht weniger als die Wiedereinführung des Vergessens. Es geht ihm nicht nur um abstrakten Datenschutz . Die Frage ist vielmehr, wie wir in Zukunft unsere moralische Integrität schützen und ob Vergessen und Vergeben bestimmende Kategorien unseres Zusammenlebens bleiben.