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Quartalsbilanzen Intel und IBM top, Yahoo Flop

Amerikas IT-Schwergewichte profitieren deutlich von dem Aufschwung nach der Wirtschaftskrise. Der Halbleiterhersteller Intel glänzte im ersten Quartal mit Rekordzahlen und der IT-Konzern IBM hob sogar seine Gewinnprognose an. Nur der ewige Suchmaschinen-Zweite Yahoo schwächelte mal wieder.
Milliardenbranche IT: Intel produziert die Chips, IBM kümmert sich um den Service und Yahoo um die Anzeigen

Milliardenbranche IT: Intel produziert die Chips, IBM kümmert sich um den Service und Yahoo um die Anzeigen

Foto: REUTERS

Santa Clara/Armonk/New York - Von wegen sinkende Nachfrage nach PC, von wegen mobiles Geschäft verpasst: Der weltgrößte Halbleiterhersteller Intel straft seine Kritiker Lügen und schwingt sich im ersten Quartal zu neuen Rekorden auf. Der Umsatz wuchs um 25 Prozent auf noch nie dagewesene 12,8 Milliarden Dollar. Der Gewinn verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 29 Prozent auf unter dem Strich 3,2 Milliarden Dollar (2,2 Milliarden Euro).

Jedes wichtige Produktsegment habe deutlich zugelegt, sagte Konzernchef Paul Otellini. Für das Gesamtjahr stellte der Manager nun einen Umsatzzuwachs von mehr als 20 Prozent in Aussicht. Die Börsianer waren baff angesichts der Zahlen; nachbörslich stieg das Papier um fast 6 Prozent.

Der Prozessorenspezialist hatte sich in der Vergangenheit immer wieder anhören müssen, den Trend hin zu mobilen Geräten wie Smartphones und Tabletcomputern verschlafen zu haben. Denn Intel  fehlten lange die passenden stromsparenden Chips im Programm. Doch ein ums andere Mal übertraf Intel die Erwartungen und schwang sich zu immer neuen Rekorden auf.

Zuletzt profitierte der Konzern indirekt vom Boom der mobilen Geräte, die allesamt aufs Internet zugreifen: Das Geschäft mit Chips für jene Rechner, über die die Daten laufen, verbesserte sich um satte 32 Prozent. "Das Servergeschäft hat unsere Erwartungen übertroffen", sagte Finanzchef Stacy Smith. Intel sei es auch gelungen, den früher unerbittlichen Preisverfall aufzuhalten.

Selbst das Geschäft mit PC-Prozessoren verbesserte sich

Selbst das Geschäft mit den schon fast totgesagten PC-Prozessoren verbesserte sich um 17 Prozent. Analysten hatten in den vergangenen Wochen immer wieder prophezeit, dass insbesondere der Absatz an Notebooks zurückgehen werde, weil viele Privatkunden lieber zu Tabletgeräten wie dem Apple iPad griffen. Allerdings scheinen die Unternehmenskunden ihre veralteten Arbeitsplatzrechner weiterhin auszutauschen.

Selbst eine peinliche Panne bei der neuen, superschnellen Chipgeneration "Sandy Bridge" steckte Intel weg: Durch einen Fehler konnte es passieren, dass etwa Festplatten oder DVD-Laufwerke mit der Zeit falsch oder zu langsam angesteuert wurden. Bei großen Herstellern wie Hewlett-Packard  oder Dell  standen zwischenzeitlich die Bänder still, weil kein Nachschub vorhanden war.

Intel beherrscht rund 80 Prozent des Markts für Prozessoren. Bei den neuen mobilen Geräten ist jedoch der britische Spezialanbieter ARM führend, dessen Chips besonders stromsparend sind. Ab Mai will Intel mit der Prozessorenfamilie "Oak Trail" aufholen. Um das mobile Geschäft anzukurbeln, hatte Intel zudem dem deutschen Halbleiterkonzern Infineon  die Mobilfunksparte abgekauft. Überdies schluckte Intel den Antivirenspezialisten McAfee.

Bei PC- und Serverprozessoren ist Advanced Micro Devices (AMD)  der größte Rivale. Das Unternehmen, das auch in Dresden produzieren lässt, schreibt aber immer wieder Verluste. AMD legt seine Zwischenbilanz am Donnerstag vor.

Auch IBM in Bestform, Händler aber besorgt über Servicegeschäft

Das IT-Schwergewicht IBM  hat für das erste Quartal ebenfalls eine gute Bilanz vorgelegt. "Big Blue" konnte sowohl mit seinem Hardware-, seinem Software- und seinem wichtigen Servicegeschäft zulegen. Der Umsatz stieg um 8 Prozent auf 24,6 Milliarden Dollar. Der Gewinn verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar um 10 Prozent auf unter dem Strich 2,9 Milliarden Dollar (2,0 Milliarden Euro).

"Wir sehen weiterhin, dass sich unsere Wachstumsinitiativen auszahlen", sagte Konzernchef Samuel Palmisano. Er hob die Gewinnprognose leicht von mindestens 12,56 auf mindestens 12,73 Dollar je Aktie. Damit würde IBM deutlich mehr Gewinn erwirtschaften als im vergangenen Jahr.

Die Börsianer waren zuerst angetan, zumal IBM ihre Erwartungen für das abgelaufene Quartal übertroffen hatte. Dann allerdings kehrte die Sorge ein, dass das wichtige Servicegeschäft in Zukunft schwächeln könnte. Die Höhe der Neuabschlüsse, die als Indikator für künftigen Umsatz gelten, verunsicherte die Anleger. Nachbörslich fiel die Aktie um ein knappes Prozent.

Servergeschäft wuchs um knapp 20 Prozent

Börsianer schauen mit Argusaugen auf das Servicegeschäft. Es sorgt nicht nur für mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes. Die Dienstleistungen sind gemeinhin auch wesentlich lukrativer als der Verkauf von Geräten. Konkurrenten wie Hewlett-Packard  oder Dell  drängen deshalb mit aller Gewalt in die IBM-Domäne.

Aus dem Geschäft mit Computern für Verbraucher hat sich IBM längst zurückgezogen. Bei leistungsstarken Firmenrechnern ist "Big Blue" aber weiterhin eine feste Größe. Diese Sparte wuchs sogar mit knapp 19 Prozent überdurchschnittlich stark. Über Server aus Armonk läuft etwa ein guter Teil des Internetdatenverkehrs, der stetig zunimmt. Der schärfste Rivale ist die Softwarefirma Oracle , die den Serverspezialisten Sun Microsystems geschluckt hatte.

Regional lief vor allem das Geschäft in den sogenannten BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China blendend. Hier verbesserte sich der Umsatz um 26 Prozent. Auch im Heimatmarkt Amerika bestellten die Kunden fleißig. Dagegen zeigten sich die Europäer zurückhaltend, wenn es um IT-Produkte und -Dienstleistungen geht.

IBM gilt wegen seiner breiten Angebotspalette als Gradmesser für die gesamte IT-Branche und darüber hinaus. Um seine Vormachtstellung zu festigen, will IBM Firmenzukäufe forcieren und bis 2015 mindestens 20 Milliarden Dollar dafür ausgeben. Als Wachstumsmarkt gilt besonders das Cloud Computing. Dabei lagern Programme oder Daten zentral auf großen Rechnern und werden nur bei Bedarf vom Arbeitsplatz-PC abgerufen.

Yahoo mit Gewinneinbruch, übertrifft dennoch Anlaystenerwartungen

Der Internetkonzern Yahoo  dagegen findet trotz der Partnerschaft mit Microsoft  und eines andauernden Firmenumbaus bisher nicht auf den Wachstumspfad zurück. Im ersten Quartal brach der Gewinn um 28 Prozent auf 223 Millionen Dollar (156 Millionen Euro) ein. Faszinierend ist, dass Yahoo damit noch schlechtere Analystenerwartungen übertraf. Die Aktie stieg nachbörslich um 2,36 Prozent auf 16,50 Dollar.

Der Quartalsumsatz sackte um 24 Prozent auf 1,21 Milliarden Dollar ab. Allerdings liege dies an einmaligen Einnahmen im Vorjahresquartal sowie an einer Änderung der Bilanzierung im Zusammenhang mit der Suchmaschinenpartnerschaft mit Microsoft, betonte Yahoo. Die beiden Unternehmen hatten sich im Suchmaschinengeschäft zusammengetan, um Marktführer Google besser Paroli bieten zu können. Yahoo setzt dabei auf die Technologie von Microsofts Suchmaschine Bing. Yahoo-Chefin Carol Bartz sprach dabei in einer Telefonkonferenz von technischen Problemen bei dem großen Partner. Microsoft werde länger brauchen, um die gesetzten Ziele zu erreichen.

Bartz bekräftigte, Yahoo sei auf dem Weg zu einem "nachhaltigen Wachstum bei Umsatz und Gewinn". Sie will den Internetpionier als einen "Premium-Inhalte-Anbieter" positionieren. Auf diesem Weg trennte sie sich seit dem Amtsantritt im Januar 2009 von Firmenteilen und strich allein in den vergangenen Monaten mehrere hundert Jobs. Die Probleme sind noch lange nicht ausgestanden: Im vergangenen Quartal wurde das Ergebnis durch das Japan-Geschäft belastet.

Yahoo finanziert sich vor allem über Werbung. Das sind zum einen Textanzeigen, die passend zu Suchergebnissen erscheinen. Dieser Bereich wird von Google dominiert. Der zweite große Geschäftsteil sind grafische Werbeanzeigen auf Websites, die sogenannten Banner. Die Erlöse in diesem Bereich wuchsen um 6,4 Prozent - allerdings wären es ohne eine Bilanzierungsänderung 17 Prozent gewesen, betont der Konzern. Google  drängt auch in diesen angestammten Geschäftsbereich von Yahoo. Zudem ist ein dritter großer Spieler im Kampf um die Werbemilliarden aufgetaucht: Das rasant wachsende Onlinenetzwerk Facebook.

mg/dpa-afx

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