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Facebooks Siegeszug gefährdet deutsche Netzwerke

Ich bin dann mal weg: Abmelden aus sozialen Netzwerken Ich bin dann mal weg: Abmelden aus sozialen Netzwerken
Vor allem international vernetzte Leute löschen ihre VZ-Profile und beschränken sich auf Facebook
Quelle: picture alliance / dpa-tmn/dpa-tmn
Platzhirsch Facebook: Soziale Netzwerke wie StudiVZ verlieren den Anschluss an den US-Riesen. Einige Anbieter suchen nun ihr Glück in der Nische.

Lange Zeit hat Lisa Armbruster ein Doppelleben geführt. Irgendwann wurde es ihr zu viel. „Ich habe meinen Account gekündigt. Bin dann nur noch über Facebook erreichbar“, schrieb sie Ende Februar bei StudiVZ. Noch immer verzeichnen die deutschsprachigen sozialen Netzwerke hohe Nutzerzahlen, die Aktivität ging in den vergangenen Monaten jedoch deutlich zurück.

Die VZ-Netzwerke verloren im letzten Monat laut Branchendienst IVW im Vergleich zum Januar 17,82 Prozent ihrer Besucher, Wer-kennt-Wen 15,13 Prozent und die Lokalisten sogar 20,22 Prozent. Beim Berufsnetzwerk Xing hielt sich der Schaden in Grenzen, ein Minus von 6,56 Prozent stand hier am Ende zu Buche. Am härtesten traf es die Seite MySpace, sie verlor mit 20,75 Prozent der Besucher so viel wie nie zuvor. Offizielle Daten von Weltmarktführer Facebook gibt es nicht.

Statt mit dem US-Riesen zu konkurrieren, suchen viele Netzwerke nun ihr Glück in der Nische. Das Berufsnetzwerk Xing schrieb im letzten Jahr schwarze Zahlen, im Netzwerk SchülerVZ verweilen die Kinder und Jugendlichen laut einer Umfrage des Bundesverbands Bitkom immer noch am liebsten. International vernetzte Studenten wie Lisa Armbruster gehen den hiesigen Netzwerken hingegen nach und nach verloren. Sie lernen überall auf der Welt Leute kennen, mit denen sie Kontakt halten wollen. Je größer die Regionen sind, in denen sich diese Menschen bewegen, desto größer muss das Netzwerk sein.

Am Anfang ihres Studiums war sie StudiVZ beigetreten, um mit den Leuten aus ihren Semester und Schulfreunden Kontakt zu halten. Doch schon während ihres Auslandssemesters in Spanien war sie auf Facebook angewiesen. 2008 trat sie bei. Der US-Riese war damals in Deutschland noch eine kleine Nummer, StudiVZ beherrschte den Markt. Ein Jahr zuvor hatte die Holtzbrinck-Gruppe das Portal für geschätzte 85 Mio. Euro übernommen. Gemeinsam mit SchülerVZ und MeinVZ bildet das Portal die VZ-Netzwerke, die mit 17,4 Millionen Nutzern Marktführer sind.

Clemens Riedl, CEO der VZ-Netzwerke Ltg., bleibt beim Thema Facebook entspannt: „Facebook verfolgt als globaler Player und Konkurrent von Google ganz andere Ziele als wir.“ Während der US-Riese zu einem Infrastrukturunternehmen werde, wolle man sich als klassisch geschlossene Community voll auf die junge Zielgruppe der 14- bis 29-Jährigen konzentrieren.

Bislang gibt der Erfolg Riedl recht. Im letzten Jahr konnte das Unternehmen mit seinen drei Netzwerken den Umsatz um fast 70 Prozent erhöhen und schrieb schwarze Zahlen. „Ab April übernehmen wir die Vermarktung von MySpace Deutschland. Damit steigt unsere Reichweite noch einmal deutlich und liegt allein bei der werberelevanten Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen bei über zehn Millionen Unique Usern. Kein anderes Medium, nicht einmal TV, erreicht täglich so viele junge Menschen in Deutschland“, sagt Riedel. Auch wenn MySpace Deutschland als Seite eigenständig bleiben soll, gebe es viele Kooperationsmöglichkeiten, heißt es bei den VZ-Netzwerken.

Relativ stabil zeigt sich nur Xing, die zwar auch verlieren, aber im Vergleich mit anderen Netzwerken mit einem blauen Auge davonkommen. Auch Lisa Armbruster hat überlegt, sich noch ein Profil bei Xing anzulegen: „Mein Abschluss rückt langsam aber sicher näher und ich denke, dass Xing Vorteile bei der beruflichen Vernetzung bieten kann.“ Facebook würde sie dafür natürlich nicht aufgeben.

Der Online-Strategieberater Michael Praetorius glaubt trotz Facebooks Siegeszug an die Zukunft sozialer Netzwerke in Deutschland: „Es wird für alle anderen Netzwerke sehr eng“, sagt er, schränkt aber ein: „Insgesamt sind diese Seiten ein bisschen vergleichbar mit einer alten Stammkneipe. Auch die sucht man irgendwann immer seltener auf, schaut aber ab und zu doch nochmal vorbei, weil man ja immer noch den einen oder anderen trifft.“

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