Paris - Wie nett und selbstlos wir sind, könnte Wissenschaftlern zufolge schon in unserem Erbgut festgelegt sein. Äußere Faktoren wie die Erziehung hätten jedoch trotzdem einen starken Einfluss auf die Entwicklung der Persönlichkeit, stellten die Forscher der schottischen Universität Edinburgh fest. Ihre Studie wurde im Fachmagazin "Biology Letters" veröffentlicht.

Die Wissenschaftler Gary Lewis und Timothy Bates werteten die Selbsteinschätzung von knapp tausend Zwillingspaaren aus den USA aus. "Eineiige Zwillinge haben zu 100 Prozent die gleichen Gene und sind sich ähnlicher als zweieiige Zwillinge, die nur zu 50 Prozent die gleichen Gene haben", erläuterte Lewis. Die Forscher befragten die Zwillingspaare unter anderem, wie sehr sie sich auf einer Skala von eins bis zehn dazu verpflichtet fühlten, mehr dafür zu bezahlen, damit alle Bevölkerungsschichten die gleiche medizinische Versorgung haben. Am großzügigsten waren demnach eineiige weibliche Zwillinge - bei ihnen wurde das pro-sozialste Verhalten festgestellt. Davon spricht man, wenn die Intention besteht, einer Person eine Wohltat zu erweisen - auf freiwilliger Basis. "Dies deutet darauf hin, dass die Wirkung der Gene einen Einfluss auf pro-soziales Verhalten hat", sagte Lewis. Welche Gene dies genau sein könnten, könne aber noch nicht gesagt werden.

Der Evolutionspsychologe Steven Pinker von der US-Universität Harvard warnte unterdessen davor, das Forschungsergebnis überzubewerten. Auch Körpergröße sei in hohem Maße genetisch festgelegt, betonte er. Aber alles in allem seien Dutzende Gene - wenn nicht Hunderte - zu einem jeweils kleinen Anteil dafür verantwortlich. "Dasselbe könnte auch für Nettigkeit gelten." (APA/AFP/red)