Google Wave wird eingestellt

Google zieht den Stecker bei dem mit viel Vorschusslorbeeren bedachten Projekt Wave. Die Weiterentwicklung wird eingestellt, die Server laufen noch bis mindestens Jahresende, damit Anwender ihre Daten retten können,

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"Stell Dir vor, Google macht 'ne Welle, und keiner geht hin." Auf der Entwicklerkonferenz Google I/O 2009 furios gestartet und mit zahlreichen Vorschusslorbeeren bedacht, blieben dem Projekt Google Wave zunehmend die Benutzer fern. Google zieht nun die Konsequenzen und beendet die in Australien beheimatete Weiterentwicklung. Die Server bleiben vorerst in Betrieb, und Google verspricht Werkzeuge, um die bisher eingegebenen Daten zu "befreien". Die Welle verläuft im Sande.

Google Wave: Der E-Mail sehr ähnlich, ohne sie aber ersetzen zu können. Auf noch einen zusätzlichen Dienst wollten sich aber offensichtlich zu wenig Nutzer einlassen.

Dabei war Wave gestartet, um in Zukunft E-Mail, Instant Messaging, kollaborative Dokumentenbearbeitung und vieles mehr in einem gemeinsamen Modell zu vereinen. Die auf dem Jabber-Protokoll XMPP basierende Software wurde von Google in weiten Teilen als Open Source veröffentlicht und sollte ähnlich der Architektur klassischer E-Mail in föderierten Systemen laufen. Google wollte eine Instanz liefern, aber jede andere Organisation sollte eigene Wave-Server betreiben können.

Der anfängliche Hype wurde durch die restriktive Vergabe von Einladungen noch angeheizt. Jeder wollte dabei sein. Wer aber erst mal drin war, der fragte sich schnell: "Und was jetzt?" Das Konversationskonzept von Wave war nicht leicht zu verstehen. Simultane Änderungen in der gleichen Konversation durch mehrere Benutzer an verschiedenen Stellen führten schnell zu unübersichtlichen Dokumenten, die eher einem klassischen Forenverlauf mit Fragen und Antworten glich denn einem Dokument. Zudem löste Wave nicht etwa die E-Mail ab sondern existierte als weiterer Kanal daneben.

Auf der I/O 2010 lockte Google die einmal enttäuschten Anwender, man möge sich das weiterentwickelte Projekt doch noch einmal anschauen. Die aktuelle Version sei nicht mehr mit der anfänglichen vergleichbar. Einladungen waren nicht mehr nötig, da sich jedermann frei anmelden könne. Der Erfolg blieb dennoch aus. Auch wenn es einige eingefleischte Anwender gibt, zieht Google nun die Notbremse. In der Nische ist das Projekt nicht erfolgversprechend.

Es ist schon zu bedauern, dass dieser große Entwurf so an die Wand fährt. Die Anwender werden sich weiterhin Anhänge per Mail zuschicken, bis eine Kollaborationslösung gefunden ist, die so einfach wie E-Mail funktioniert und keiner weiteren Erklärung bedarf. (vowe)