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Tablet-PC WePad-Show im kleinen Kreis soll Zweifler besänftigen

Die erste öffentliche Präsentation des WePad war ein Desaster: Auf dem Gerät lief nur ein Demo-Film, Blogger erkannten, dass statt des versprochenen Linux ein ordinäres Windows installiert war. Am Montag wurde ein funktionsfähiges Gerät gezeigt - vor einer handvoll Bloggern und Journalisten.
Helmut Hoffer von Ankershoffen: Zeigte in Berlin ein WePad unter Linux

Helmut Hoffer von Ankershoffen: Zeigte in Berlin ein WePad unter Linux

Foto: Jens Kalaene/ dpa

Berlin - Helmut Hoffer von Ankershoffen übte sich in Demut. "Das tut uns sehr leid", sagte er und: "Wir hätten die Lieferung besser organisieren müssen". Der Patzer bei der Premiere des Tablet- PCs WePad steckte dem Neofonie-Chef am Montag noch in den Knochen. Vor mehr als 100 Journalisten und Bloggern hatte der Mathematiker am 12. April einen Prototypen des Lesegeräts vorstellen wollen, mit dem die Internet-Schmiede gegen das iPad des Giganten Apple antreten will. Doch dann blieb das Vorzeige-Stück beim Kölner Zoll hängen.

Statt eines funktionsfähigen Tafel-PCs gab es damals nur eine Video-Präsentation, ein paar Bildschirm-Schnappschüsse und eine Windows-Fehlermeldung. Schnell verbreitete sich das Gerücht im Netz, die Medien seien womöglich einem Schwätzer aufgesessen. Der Informatiker, der vor einigen Jahren die Suchmaschine "Fireball" entwickelte, hatte 1998 sein Unternehmen gegründet, das heute rund 170 Mitarbeiter zählt.

In einem neuen Anlauf stellte der Mittelständler nun ein Gerät vor - mehr oder weniger so wie es im August auf den Markt kommen soll, und siehe da: Es funktioniert. "Wir wollen das Gerücht abstellen, dass das alles nur ein Fake ist", sagte Ankershoffen. Zwei Stunden lang durfte eine Handvoll Blogger und Journalisten auf eine elektronische Schiefertafel blicken, sie in Händen halten und sich vorstellen, wie sie im Bett oder auf dem Sofa Zeitschriften lesen, Mails versenden oder im Netz surfen.

Die Software läuft noch nicht rund

Zu sehen bekamen sie kein Testgerät im Holzgehäuse, sondern ein offenbar nicht ganz ausgereiftes Teil mit einigen Macken. Beim berührungsempfindlichen Bildschirm hapert es noch, die Bilder ruckeln beim Blättern ein wenig und die Software auf Grundlage des offenen Betriebssystems Linux läuft nicht rund. Die Fehler sollen aber schnell behoben werden.

Ankershoffen wird nicht müde, das schwarzlackierte WePad gegen Apples "inszenierte Verführung" in Silber zu lobpreisen: Mit 29 mal 19 Zentimeter Größe und 800 Gramm Gewicht kann das WePad Bilder im TV-Format 16:9 zeigen. Es verfügt über eine eingebaute Kamera (WebCam), zwei USB-Anschlüsse und einen Speicherkartenleser. Die Geräte soll es in Varianten mit 16 und 32 Gigabyte Speicherplatz geben und sie sollen je nach Ausstattung zwischen 449 und 569 Euro kosten. Über eine SD-Karte lässt sich die Kapazität vergrößern, die Programme können mit beiden Daumen an der Seite gesteuert werden.

Auch eine externe Tastatur kann an das WePad angeschlossen und Fotos aus der Digitalkamera direkt aufgespielt werden. Mehrere Programme laufen gleichzeitig - Möglichkeiten, die Apples iPad nicht biete.

Viele Fragen bleiben unbeantwortet

Doch es gibt auch vieles, was Ankershoffen nicht sagt, etwa welcher Zulieferer in China für Neofonie das Gerät herstellt, wer Vertrieb und Service übernehmen soll und welche Verlage sich für das WePad und die Plattform WeMagazine interessieren. Bisher hat nur Gruner+Jahr erklärt, dass es einen digitalen "Stern" über den Neofonie-Kiosk anbieten wolle. "Doch wir verhandeln mit allen großen deutschen Verlagen", so Hoffer von Ankershoffen.

Anders als der Apple-Konzern, der rund 30 Prozent am Umsatz von iPhone- oder iPad-Applikationen ("Apps") fordert, will Neofonie den Verlagen große Freiheit bei der Gestaltung ihrer Angebote bieten und ihnen einen größeren Anteil am Geschäft zugestehen. Während etwa iTunes oder Amazon die Medien in die Rolle des reinen Inhalte- Lieferanten drängen, sollen sie mit Neofonie den Zugang zu den Lesern behalten. "Kauft Euch Euren Vertriebskanal zurück", rief Ankershoffen den Verlegern zu.

Esteban Engel, dpa

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