Flattr: Content im Internet neu denken
Peter Sunde über sein Micropaymentsystem Flattr
Im Netz sind alle Urheber und Konsumenten zugleich, sagt der Pirate-Bay-Gründer Peter Sunde. Deshalb hat er sich den Microbezahldienst Flattr ausgedacht, bei dem das Geld in alle Richtungen fließt.
Möglicherweise hat Peter Sunde einen Weg gefunden, um der Debatte über Kostenlosmentalität und Bezahlinhalte im Internet den Garaus zu machen. Dafür findet der Pirate-Bay-Gründer große Worte: "Wir versuchen, neu zu denken, was Content im Internet ist und wofür Menschen Geld ausgeben wollen." Einig sind sich alle, dass Bezahlen im Internet technisch einfacher werden muss. Sunde hat dafür Flattr erdacht, eine Mischung aus Flatrate und Micropayment.
Zahlen via Flattr-Button
Der Nutzer legt bei Flattr ein Konto an, über das er bezahlen oder Geld bekommen kann. Dann legt er einen Betrag fest, der jeden Monat auf diesem Konto gutgeschrieben wird. Jeder Nutzer bekommt Flattr-Buttons, mit denen er seine Inhalte, also auch Kommentare in Blogs oder eigene Videos, ausstattet. Mit einem Klick auf diese Knöpfe können andere Nutzer Geld für Inhalte verteilen, die ihnen gefallen. Am Ende jeden Monats wird der zunächst ausgegebene Betrag auf die Zahl der Klicks gleichmäßig aufgeteilt.
Klickt der Nutzer nur einen Beitrag an, bekommt dieser am Monatsende das gesamte Geld. Klickt er 100 an, entsprechend ein Hundertstel. "Klickt er gar nicht, entscheiden wir. Entweder geht das Geld an einen guten Zweck, oder wir verteilen es auf alle Klicks", erklärt Sunde.
Konsument = Produzent
"Mitmachen kann jeder", so die Idee. Vor allem aber geht es Sunde darum, nicht mehr zwischen Konsumenten und Inhalteproduzenten zu unterscheiden. "Wir wollen Schluss machen mit dem Klassendenken, dass einer Ersteller von Inhalten ist und einer Empfänger. In unserem System sind alle gleich", sagt er. Gefällt jemandem etwa ein Blogeintrag nicht, ein dazugehöriger Kommentar aber sehr wohl, soll er nur diesen Kommentar "flattern" können. Dann erhält der Kommentator das Geld - und nicht der Blogger. Das Geld fließt also in beide Richtungen: "Es gibt keinen Unterschied, ob jemand Geld ausgibt oder Geld bekommt. Alle haben den gleichen Account."
Die Inhalte bleiben dabei frei. "Wir wollen keine Inhalte, die hinter Bezahlschranken versteckt sind", sagt Sunde, denn das widerspreche der Idee der Freiwilligkeit. Wer nichts bezahlen will, kann es lassen. "Das System soll zeigen, dass Menschen bereit sind zu bezahlen. Man muss sie nicht dazu zwingen. Der Wille ist da. Es geht weniger um Bezahlung, sondern eher um Wertschätzung." Wenigen großen Unternehmen will er die wirtschaftliche Macht im Internet nehmen und sie unter vielen Nutzern verteilen. Eine "Machtverschiebung" nennt er das.
Start in zwei Monaten
Noch ist das System im geschlossenen Betatest, mehrere hundert "gute Freunde" vor allem aus Schweden nehmen daran teil. Dieser Kreis wird jetzt erweitert. Mit einem Launch für alle rechnet Sunde in etwa zwei Monaten. Dann können die Flattr-Buttons überall im Netz verteilt werden, und jeder kann ein Flattr-Konto einrichten. Der Start soll weltweit erfolgen. Um den Geldtransfer abzuwickeln, arbeitet Flattr mit Diensten wie Paypal zusammen. Auch Investoren hat Sunde mittlerweile gefunden, darunter einen deutschen, den er aber namentlich nicht nennen wollte.
Zehn Prozent des Geldes, das über Flattr bewegt wird, wollen die Betreiber für sich behalten, schließlich arbeiten derzeit fünf Mitarbeiter Vollzeit für das Projekt und müssen davon leben. Langfristig soll dieser Anteil gesenkt werden - und die Nutzer sollen aufgefordert werden, ihre monatlichen Beiträge zu erhöhen. Zum Start rechnet Sunde damit, dass die meisten den Mindestbeitrag von zwei Euro investieren werden. Ob es funktionieren wird? "Ob es klappt oder nicht, ist nicht so wichtig. Wichtiger ist, es überhaupt zu versuchen."
Flattr scheint ja schon ein voller Erfolg zu sein. Die Frage ist, wie lange? Denn man...
Gesagt wurde aber auch, das das nur für den Anfang so gelten soll. Später sollen die...
In Zukunft dürfen auch sie sich daran gewöhnen, weniger zu verdienen!