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Neue Bundesländer Lobbygruppe preist hohen Lebensstandard im Osten

Der Osten holt angeblich schwer auf: Laut einer Studie haben sich Löhne, Renten, medizinische Versorgung und Bildung seit der Wiedervereinigung deutlich verbessert. Auftraggeber der Erhebung ist ein marktliberaler Lobby-Dachverband.
Sortieranlage in Landsberg bei Halle/Saale: Lebensstandard gestiegen

Sortieranlage in Landsberg bei Halle/Saale: Lebensstandard gestiegen

Foto: Z1005 Waltraud Grubitzsch / dpa

Berlin - Der Lebensstandard der Ostdeutschen hat sich seit der Wiedervereinigung erhöht. Wie stark der Effekt ist, hat das Ifo-Institut jetzt in einer Studie untersucht. Laut der Erhebung, aus der die Zeitschrift "Super Illu" am Sonntag zitiert, ist die Regierung ihren selbstgesteckten Zielen für den Osten "schon recht nahe gekommen". Das zeige sich insbesondere bei der Entwicklung der Löhne und Renten, in der Wirtschaftsleistung, der medizinischen Versorgung und der Bildung.

Erstellt wurde die Studie von der Dresdener Niederlassung des Ifo-Instituts. Auftraggeber ist die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), ein Lobby-Dachverband, in dem mehrere Arbeitgeberverbände vertreten sind und der von marktliberalen Politikern aus CDU, FDP und SPD unterstützt wird. Selbsterklärtes Ziel der INSM  ist es, die deutsche Öffentlichkeit von "marktwirtschaftlichen Reformen" zu überzeugen. Sprich: Sich für die Entstaatlichung der Wirtschaft einzusetzen . Die INSM hat in Studien schon mehrfach den dynamischen Aufschwung in Ostdeutschland gewürdigt.

Laut aktueller Ifo-Studie verringerte sich der Ost-West-Abstand bei den Bruttolöhnen in den vergangenen 20 Jahren deutlich. 1991 hätten die Ost-Gehälter durchschnittlich nur 57 Prozent des West-Niveaus betragen, heute seien es 83 Prozent. Allerdings sei die Westangleichung im öffentlichen und privaten Dienstleistungssektor weiter fortgeschritten als im verarbeitenden Gewerbe.

Das Nettogeldvermögen der ostdeutschen Haushalte lag der Studie zufolge nach dem Mauerfall bei 10.900 Euro. Im Jahr 2008 seien es 26.700 Euro gewesen. Das entspreche einer Steigerung von 35 Prozent auf 53 Prozent des Westniveaus.

Das Brutto-Inlandsprodukt (BIP) je Einwohner im Osten habe sich verdoppelt, schreibt das Ifo-Institut. Es sei von 9751 Euro im Jahr 1991 auf 19.500 Euro im Jahr 2009 gestiegen. In Westdeutschland sei das BIP je Einwohner im gleichen Zeitraum um zwölf Prozent gestiegen.

Einen gewaltigen Sprung habe die Produktivität der Wirtschaft Ost gemacht: 1991 seien noch 77,2 Arbeitsstunden nötig gewesen, um 1000 Euro Wirtschaftsleistung zu erreichen. Heute seien es nur rund 29 Stunden. Absolut betrachtet gebe es aber noch ein deutliches West-Ost-Gefälle.

Auch die medizinische Versorgung in Ostdeutschland verbesserte sich der Studie zufolge deutlich. In der Wendezeit seien statistisch gesehen 246 Ärzte auf 100.000 Einwohner gekommen, inzwischen seien es 348 Mediziner. Laut Statistischem Bundesamt entspricht das ungefähr der Versorgungsstand in Westdeutschland aus dem Jahr 2005.

Außerdem hätten die Ostdeutschen inzwischen im Durchschnitt höhere Bildungsabschlüsse als noch zu DDR-Zeiten, heißt es. 21,8 Prozent aller Einwohner über 15 Jahren verfügen der Studie zufolge jetzt über die Hochschul- oder Fachhochschulreife. Der Anteil sei in knapp zwei Jahrzehnten um 75 Prozent gestiegen. Ähnlich stark habe der Anteil der Hochschulabsolventen zugenommen.

ssu/AFP