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Tumblr & Co So publizieren Sie gratis, schnell und schick im Netz

HTML-Kenntnisse? Gefrickel mit FTP? Alles unnötig bei Webdiensten wie Tumblr und Jimdo: Wer eine Internetseite haben will, muss sich dort kaum mit Technik und Grafik herumschlagen. Die Firmen liefern Komplettangebote mit Gestaltung und Speicherplatz - hier bekommen Sie den Überblick.
Von Jo Bager

Viele angehende Homepage-Besitzer würden ihre neue Website gerne so einfach beziehen wie ein Fertighaus. Das Mobiliar an den richtigen Platz rücken, vielleicht noch tapezieren, mehr aber auch nicht - übertragen auf das Web, also das Layout bestimmen, Bilder hochladen und Texte verfassen.

Bei klassischem Hosting erhalten sie aber oft nicht mehr als Bauplätze. Die Kunden sind dann Architekt, Bauleiter und Bauarbeiter in Personalunion und müssen sich vom Upload der Dateien über die Struktur und das Layout der Site bis zur Pflege der Server-Skripte um alles selbst kümmern.

Eine Reihe von Webdiensten bietet jetzt für Inhalte aller Art einfachst zu beziehende Hotelzimmer. Der Webmaster bearbeitet dort in einem einfach zu bedienenden Content Management System (CMS) seine Seiten, ohne sich um den Unterbau kümmern zu müssen - den bekommt er nicht einmal zu Gesicht. Um die Wartung des Systems, das Backup et cetera kümmert sich der Hoster.

Durch die Angabe eines Namens für seine Site und die Wahl eines Layouts hat der Benutzer bei diesen Diensten innerhalb von Sekunden das Grundgerüst einer neuen Site angelegt. Seine Seiten editiert er bequem per WYSIWYG-Editor, zum Teil sogar insite, also bereits an der Stelle und im Look der fertigen Seite. Videos oder Multimedia-Widgets von anderen Websites integriert er mit nur ein paar Mausklicks.

Dieser Artikel stellt exemplarisch je einen Vertreter von Diensten für Websites vier verschiedener Typen vor. Im Einzelnen: Jimdo für Sites mit einer klassischen Seitenstruktur, Onehub als Plattform für Teamwork im Netz, Tumblr als besonders einfach zu handhabendes Tumblelog sowie Flavors.me als Lifestream-Zentrale. Bei jedem getesteten Dienst listet die Tabelle die Funktionen der günstigsten Version im Detail, weitere Gebührenmodelle mit ihren Unterschieden finden sich in der Zeile "weitere Version(en)". Zu jedem Diensttyp erwähnt der Text noch eine Auswahl an Alternativen.

So praktisch und günstig Websites mit Einfachst-CMS auch sein mögen, sie bergen einen entscheidenden Nachteil: Mit der Wahl eines Anbieters bindet sich der Kunde. Er muss darauf vertrauen, dass dieser seine Hausaufgaben in puncto Backup der Site-Inhalte, Absicherung des Systems et cetera macht. Ein einfacher Wechsel zu einem anderen Hoster wie bei selbstverwaltetem Webspace oder bei einem Standard-CMS wie Drupal - das mittlerweile viele Provider als sogenannte 1-Klick-Installation anbieten - ist mit den durchweg proprietären Systemen nicht möglich.

Die einzelnen Anbieter im Überblick:

Jimdo - Webangebote mit klassischer Seitenstruktur

Übersichtlicher geht es kaum: Sämtliche auf die gesamte Site bezogenen Funktionen, also etwa "Layout", "Einstellungen" oder "Statistiken", liegen bei Jimdo in einer Menüleiste am rechten Rand des Browser-Fensters. Alles, was mit der aktuellen Seite zu tun hat, bearbeitet der Benutzer insite, also in dem Layout und an der Stelle, wo es auch später erscheint. Er muss nur mit der Maus über Texte, Bilder oder etwa die Navigation fahren, schon blendet der Dienst ein Kontextmenü ein.

Seiten stellt Jimdo aus untereinander gereihten Inhaltsblöcken zusammen. Dabei geht die Arbeit angenehm flüssig von der Hand. Der Dienst unterscheidet zwischen 20verschiedenen Inhaltstypen, von "Überschrift", "Bild", "Formulare" bis hin zu "GoogleMaps" oder "Widget/ HTML", womit der Webmaster per HTML-Schnipsel beliebige Widgets einbettet. Er kann auch ein eigenes Blog für seine Website einrichten.

Für die private Nutzung bietet Jimdo viele nützliche Gimmicks, etwa den simfy Player, mit dem der Homepage-Betreiber für seine Seiten Musik hinterlegt. Die kostenlose Basisversion versieht die Seiten mit recht auffälliger Eigen- und Google-Werbung. Für einen werbefreien Account inklusive Domain berechnet der Betreiber fünf Euro im Monat. Bereits in der Basisversion bietet Jimdo diverse Funktionen zur Suchmaschinenoptimierung sowie die Integration von Google Analytics.

Microsoft stellt unter Office Live Small Business ebenfalls einen Editor für "klassische" Websites bereit. Kostenlos erhält der Kunde dort 500 MByte Speicherplatz, für eine Domain zahlt man 10 Euro pro Jahr. Das Angebot für kleine Unternehmen orientiert sich optisch am hauseigenen Office-Paket. In zwei Ribbons am oberen Rand trennt es sehr übersichtlich die Optionen für einzelne Seiten und für die gesamte Site. Ähnliche Dienste stellen außerdem Edicy und Webnode sowie einige klassische Hoster wie 1&1 oder Strato bereit (siehe Artikel S. 76).

Onehub - die Plattform für Teamwork im Web

Manchmal will man sich mit seiner Homepage nicht nach außen präsentieren, sondern benötigt einen schnell eingerichteten und einfach zu bedienenden Arbeitsplatz als Drehkreuz für das Team. Als solcher "Hub" ist Onehub gedacht. Ein Hub stellt dort einen virtuellen Arbeitsplatz dar und umfasst, über Karteireiter getrennt, unter anderem eine Dateiablage, eine Aufgabenliste, einen Kalender, ein Forum, eine Linkliste und ein Wiki.

Beim Layout gilt: Form follows Function. Es gibt zwar vier Themes, diese unterscheiden sich aber nur in Details. In der Übersicht des Hubs können Nutzer Karteireiter einfügen und darauf Widgets platzieren. Für die Karteireiter stehen fünf Layouts zur Wahl, darunter mehrspaltige, sodass man beispielsweise ein Kommentar-Widget neben die Liste der hochgeladenen Dateien setzen kann, um sich darüber auszutauschen.

Eine Seite "Aktuelles" fasst alle Änderungen eines Hubs zusammen. Bei Bedarf hält Onehub den Benutzer mit automatischen Mails auf dem Laufenden, die er wahlweise bei jeder Änderung oder in definierbaren Intervallen verschickt. Onehub unterscheidet Hub-weit zwischen vier verschiedenen Nutzer-Rollen mit unterschiedlichen Zugriffsrechten.

Es gibt eine große Anzahl von Diensten in der Onehub-Klasse. In c't 2/10 ab Seite 116 haben wir neben Google Wave acht weitere ausführlich getestet, darunter Huddle, Teamspace und GroupOffice. Für die Koordinierung eines Teams eignen sich natürlich auch Wikis, etwa TikiWiki oder TWiki, die sich auf der DVD finden. Hierfür benötigt man allerdings PHP- oder Perl-fähigen Webspace und muss sich selbst um die Administration kümmern.

Tumblr - schicke Simpel-Blogs

Blogging-Plattformen wie WordPress oder Blogger.com sind ohnehin schon auf möglichst einfache Bedienung ausgelegt; Tumble-Log-Dienste wie Tumblr versuchen, dem noch einen draufzusetzen. Bei diesen Diensten geht es vor allem darum, möglichst schnell und einfach Web-Fundstücke, also Bilder, Zitate, Links, Video- oder Audiodateien zu (re)publizieren.

Im Backend, dem sogenannten Dashboard, gibt es entsprechend die sieben Knöpfe Text, Photo, Quote, Link, Chat, Audio und Video, die jeweils zu Minimalst-Editoren für die verschiedenen Inhaltstypen führen - in die man aber auch eigenen HTML-Code einbetten kann, also etwa Gadgets. Tumblr-Beiträge lassen sich automatisch auch bei Facebook und Twitter veröffentlichen.

Zur Gestaltung des gesamten Blogs stehen mehr als 400 Themes zur Auswahl. Darunter finden sich etliche sehr ansprechend gestaltete Hingucker. Wer ein Design feintunen will, kann zudem dessen Quelltext editieren. Sofern das Theme es unterstützt, kann der Benutzer auch statische Seiten anlegen, etwa für das Impressum. So etwas wie ein Menü-Editor für die Seiten fehlt aber.

Im Dashboard können Nutzer anderen Tumblrern folgen; sie erhalten Updates aus deren Blogs, die sie mit einem Mausklick wieder rebloggen können - wie Twitter ohne Zeichenbegrenzung. Das macht Tumblr fast zu einer Art sozialem Netzwerk. In einem Verzeichnis präsentiert der Dienst eine Auswahl der etwa sechs Millionen Blogs.

Ähnliche Funktionen bieten soup.io und Posterous. Letzterer lässt sich auch sehr bequem per E-Mail befüllen: Der Benutzer sendet Beiträge einfach Posterous, dieser stellt sie online. Das gilt insbesondere für Bilderalben: Bilder als Attachments angehängt, einen kurzen Text verfasst, abgesendet, fertig: Posterous veröffentlicht die Bilder als sehenswertes Album.

Flavors.me - die Lifestream-Zentrale

Der Digital Native ist typischerweise in diversen sozialen Netzwerken unterwegs, unterhält einen Twitter- und vielleicht noch einen Buzz-Account und betreibt ein bis drei Blogs. Da kann er schon mal den Überblick verlieren. Den zeitlich angeordneten Strom aller elektronischen Dokumente, die jemand von anderen empfängt und die er selbst anfertigt, also etwa alle Status-Updates und alle Blog-Postings, nennt man auch Lifestream.

Eine ganze Reihe von Anbietern machen es sich daher zur Aufgabe, den Lifestream des Surfers zu aggregieren und beherrschbar zu machen, darunter lifestream.fm oder friendfeed.com. Auch Facebook und Twitter selbst können als eine Art Lifestream-Zentrale fungieren, wenn man die Updates aus anderen Quellen dort einbettet. Alle genannten Dienste kümmern sich auch um die Updates der Freunde aus sozialen Netzwerken.

Flavors.me eignet sich dagegen eher, um in einer Art Web-2.0-Visitenkarte die selbst produzierten Inhalte unter einer Oberfläche zu präsentieren. Dazu kann es die Inhalte aus 20 Mitmachweb-Diensten einbetten, angefangen bei sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter über Blog-Hoster wie Tumblr und Posterous bis zu Multimedia-Horten wie Youtube und Flickr.

Daraus baut es in der kostenlosen Basisversion sehr schlichte, elegante Sites. Vier Designs stehen dafür zur Auswahl, die sich in Bezug auf die Farben, die Fonts und das Hintergrundbild anpassen lassen. Zugriff auf den Design-Quelltext erhält der Nutzer nicht. Bei den Layouts dominiert das flächenfüllende Hintergrundbild. Die Inhalte der eingebetteten Dienste präsentiert Flavors.me je nach gewählten Design erst, wenn der Benutzer auf einen Navigationslink klickt. In der erweiterten Version erhält der Benutzer für 20 US-Dollar pro Jahr eine eigene Domain und ein Werkzeug zur Traffic-Analyse.

Fazit und Übersicht

Egal ob es darum geht, eine klassische Homepage anzulegen, einen Team-Arbeitsplatz einzurichten, ein eigenes Blog aufzusetzen oder die eigenen Inhalte im Web 2.0 zusammenzufassen: Es gibt für alle Anwendungszwecke einfach zu bedienende Angebote, mit denen sich innerhalb von wenigen Minuten schicke Resultate zusammenklicken lassen. Alle Anbieter stellen zudem eine Basisversion kostenlos zur Verfügung.

Einfachst-CMS





Flavors.me Jimdo Onehub Tumblr
URL
der fertigen
Site
http://flavors.me/
http://.
jimdo.com
https://.
onehub.com
http://.
tumblr.com
eigene de-Domain möglich - ja - -
Passwortschutz/
Mehrbenutzer
-/- ja/-* ja/ja -/-
Design
Anzahl
Website-Layouts/
Varianten/
Seitenvarianten
4/-/- 63/3/20 4/14/5 >400/-/7
Zugriff auf Layout-Quelltext - ja - ja
Komponenten
Suchmaschine/
Sitemap
-/- -/ja ja/ja ja/ja
Bildergalerien ja ja ja -
Blog ja ja - ja
Kommentare/
Forum
-/- ja/ja ja/ja ja/-
Gadgets - ja ja ja
Statistik -* ja ja -
Preise
Preis der günstigsten Version,
Einschränkungen
kostenlos kostenlos, Werbung, 500 MByte für Inhalte kostenlos, 500 MByte, 1 Workspace kostenlos
weitere
Version(en)
20 US-$, 1 Domain, Statistiken Pro: 60 €/Jahr, werbefrei, 5 MByte, 5 Nutzer, 1 Domain;
Business: 180 €/Jahr, werbefrei, beliebig viele Nutzer, 2 Domains
Personal: 29 US-$/Monat, 3 GByte, 3 Workspaces;
Team: 99 US-$/Monat, 25 GByte, 25 Workspaces
-
*nur bei anderer Version. Quelle: c't

Gefunden im: Themenheft "Webdesign"  des Computermagazins c't. Das Inhaltsverzeichnis  finden Sie hier, eine Bestellmöglichkeit hier beim Heise-Verlag. 


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