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Kultur (Print Welt)

Wissenschaftsverlag de Gruyter stellt 60 000 Titel online

Leitender Redakteur Geschichte

Digital - immer gern, freilich nicht umsonst. So lautet die Kernbotschaft eines Vorhabens, das der Berliner Wissenschaftsverlag Walter de Gruyter startet: Ab sofort werden schrittweise mehr als 60 000 einzelne Titel der insgesamt 14 in de Gruyter aufgegangenen Verlage aus den vergangenen 261 Jahren digital angeboten. Nach und nach wird die "de Gruyter e-dition" unter dem der internationalen Ausrichtung des Hauses entsprechenden Motto "Up to date since 1749" die gesamte Backlist elektronisch zugänglich machen.

Im Gegensatz zum Angebot des Suchmaschinen-Anbieters Google und einigen mehr schlecht als recht funktionierenden, meistens aus Steuergeldern geförderten Digitalisierungsprojekten von Bibliotheken will de Gruyter mit seinem neuen Angebot mittelbar und offen angemessene Erträge erwirtschaften.

Jede digitalisierte Seite wird den Besteller 25 Cent kosten; der Mindestbestellwert pro Auftrag wird bei etwa 90 Euro liegen. Für Sammelbestellungen gibt es Rabatte zwischen fünf und zehn Prozent; außerdem schnüren Fachwissenschaftler Pakete aus besonders wichtigen Titeln, die zum Sonderpreis deutlich unter Listenpreis angeboten werden

Institutionelle Besteller, also vor allem Institute und öffentliche Bibliotheken, bekommen digitale Daten für ihr Netzwerk. Für Einzelbesteller dagegen werden Reprints im Book-on-Demand-Verfahren hergestellt. So sollen die digitalisierten Daten vor Raubkopien geschützt werden.

Zu den jetzt wieder verfügbaren Titeln gehören zum Beispiel die wissenschaftlichen Editionen altgriechischer und lateinischer Texte aus der berühmten "Bibliotheca Teubneriana" sowie Schriften des Theologen Adolf von Harnack. Außerdem heben die de Gruyter-Lektoren eigenen Angaben zufolge vergessene Schmuckstücke, etwa zwei Festreden auf die Preußenkönigin Luise, die die Historiker Theodor Mommsen und Heinrich von Treitschke gehalten hatten. Im Luisen-Gedenkjahr anlässlich ihres 200. Todestages im Juli ist das sicher lesenswert.

Damit unternimmt es erstmals ein Verlag, die eigenen Altbestände außerhalb der von Google betriebenen Plattform für Retrodigitalisierung heutigen Nutzern zur Verfügung zu stellen. Die Vorbehalte gegenüber der Datensammelwut des US-Konzerns sind bekannt, doch bisher fehlte eine Initiative, die eine Alternative bietet. Allein schon um der drohenden Monopolisierung digitaler Inhalte bei Google Einhalt zu gebieten, ist die Initiative von de Gruyter wichtig. Zugleich zeigt sie einen gangbaren Weg auf, dem bisherigen ruinösen Dumping von Inhalten im Internet eine neue Wertschätzung entgegen zu setzen.

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