Newsticker
Schlagzeilen, Meldungen und alles Wichtige
Die Nachrichten heute: Newsticker, Schlagzeilen und alles, was heute wichtig ist, im Überblick.
Zum Newsticker
  1. Home
  2. Wirtschaft
  3. Webwelt & Technik
  4. Illegale Downloads: Raubkopien verseuchen den Computer mit Viren

Webwelt & Technik Illegale Downloads

Raubkopien verseuchen den Computer mit Viren

PC-Viren können den Computer lahmlegen PC-Viren können den Computer lahmlegen
PC-Viren können den Computer lahmlegen
Quelle: dpa
PC-Nutzer können illegal kopierte Spiele und Filme billig herunterladen. Dabei drohen nicht nur Geldstrafen, sondern auch gefährliche Viren.

Wer Raubkopien auf seinen Rechner lädt, ist selber schuld. Fritz Stein (Name geändert) hatte sich eine Kopie von Windows XP aus dem Internet besorgt, aus einer mehr als zweifelhaften Quelle. Der Ladenpreis für das Betriebssystem lag zu dem Zeitpunkt bei etwa 150 Euro, Stein zahlte nur 30 Euro. Doch jetzt geht nicht mehr viel an seinem Computer, Programme starten nicht, Geräte an den USB-Buchsen werden nicht erkannt. Steins Rechner ist mit Viren verseucht, die Programmierer in der heruntergeladenen Software versteckt hatten. Jetzt verteilt der Computer die Schadprogramme, ohne Absicht seines Besitzers, über Internet noch an andere Nutzer.

Außerdem laufen Aktualisierungen des Systems nicht auf der illegal erworbenen Version. Das heißt: Stein müsste weiterhin Software dubioser Anbieter laden – mit der Gefahr, dass hier wiederum Viren oder Trojaner versteckt sind, die den Rechner zum Beispiel nach Passwörtern für das Onlinebanking durchsuchen und an den Urheber verschicken. In einer Studie haben Marktbeobachter von IDC festgestellt, dass Websites, die geknackte Software anbieten, schon vor einigen Jahren zu 25 Prozent Schadsoftware wie Trojaner gleich mit verbreitet haben. Bei Tauschbörsen waren es sogar fast 60 Prozent.

Oft dauert es nach Erscheinen eines Spiels nicht einmal einen Tag, bis Raubkopien erhältlich sind. Bei Produktionskosten von mehreren Millionen Euro für ein Spiel und nach langjähriger Entwicklungszeit ist das nicht nur ärgerlich für den Hersteller, sondern finanziell bedrohlich. Allein für die deutsche Kreativwirtschaft lagen die Umsatzeinbußen durch Raubkopien 2008 bei 1,2 Milliarden Euro. Fast jeder zehnte Deutsche konsumiert illegal Videoinhalte im Netz. Nach einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom lehnt die große Mehrheit der Deutschen zwar den Bezug von Raubkopien ab, für jeden Vierten sei das illegale Herunterladen aber akzeptabel – zumindest ab und zu. Daher verwundert es kaum, dass sich die Unternehmen auf unterschiedliche Weise schützen wollen – wenn auch nicht immer mit akzeptablen Methoden.

Inhalteanbieter, vor allem aus der Musikbranche, haben Nutzer von Raubkopien mit zahlreichen Klagen überzogen. Das dürfte künftig auch bei Filmen und E-Books noch einfacher sein – wenn das digitale Wasserzeichen, eine Codierung für elektronische Medien, eingeführt wird und damit Kopien leichter zu identifizieren sind. Zudem legen die Anbieter Köder im Internet aus. Manche sind harmlos, zum Beispiel sogenannte Fake-Dateien, die sich weder in Beschreibung noch Größe von urheberrechtlich geschützten Dateien unterscheiden. Statt eines Films gibt es nach stundenlangem Herunterladen jedoch nur ein schwarzes Bild zu sehen. Bei Musikstücken ertönt ein nervender Pfeifton. Über andere Dateien sollen einige Unternehmen schon an die IP-Adresse des Nutzers gelangt sein und somit an seine persönlichen Daten. Dann kommt schon mal mindestens eine Abmahnung ins Haus.

Anbieter versuchen sich mit Kopierschutz zu wehren

Mit unterschiedlichen Kopierschutztechniken wollen Anbieter ihre Medien vor illegalem Zugriff bewahren. Oder versuchen es: „Grundsätzlich gibt es keinen Kopierschutz, der nicht irgendwann geknackt wird. Manchmal dauert es ziemlich lange, wie bei der Playstation 3, aber wenn das erst einmal jemand geschafft hat, gibt es schnell massenhaft illegale Kopien im Internet“, sagt Christine Ehlers von der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen. Manche Software erfordert, dass der Nutzer die Original-DVD einlegt, andere ist über die Technik der Digitalen Rechteverwaltung DRM geschützt. Beim DRM wird der digitale Inhalt durch Verschlüsselung eindeutig an eine Lizenz gebunden. Ohne diese Lizenz können Nutzer – zumindest ohne Kenntnisse eines Hackers – nicht auf den gespeicherten Inhalt zugreifen.

Beim Verfahren SecuROM sorgt zum Beispiel ein eingebranntes Loch auf bestimmten Bereichen einer CD oder DVD dafür, dass eine andere als die Original-Software den Inhalt nicht wiedergeben kann. Ein weiterer Kopierschutz ist StarForce, das stark in der Kritik steht, weil es viele eigene Gerätetreiber auf dem Computer installiert. Benutzer berichten davon, dass die StarForce-Treiber ihr Betriebssystem beeinträchtigen und zu Abstürzen des Systems führen.

Um manche Computerspiele zu starten, muss der Nutzer ständig mit dem Internet verbunden sein. Damit versuchen Anbieter, die Kontrolle über die legale Nutzung zu behalten. Ein Beispiel ist das historische Action-Abenteuer „Assassins Creed“. Als Hersteller Ubisoft das Spiel vor wenigen Monaten auf den Markt brachte, beschwerte sich die Spielergemeinde deshalb vernehmlich. Die Beschwerden wurden lauter, als schon wenige Tage nach Erscheinen des Spiels die Server des Herstellers abstürzten und auch Käufer des Spiels es nicht mehr starten konnten. Ein Beispiel für direkte Kontrolle über die Nutzung von Medieninhalten gibt es sogar beim Fernsehen. So lassen sich mit HD+-Receivern im Fernsehen gezeigte Filme von Privatsendern nicht immer aufnehmen. Es ist technisch zum Beispiel möglich, die Aufnahme ganz zu sperren, sie zeitlich zu begrenzen oder das Vorspulen bei der Aufnahme zu unterbinden – damit die Zuschauer nicht die Werbeblöcke überspringen.

Spiele und Software werden personalisiert

Neu ist die Technik, Software-Downloads, Spiele und Filme zu personalisieren. So lassen sich manche Spiele nur noch über Online-Plattformen wie Steam oder Battlenet aktivieren. Wird dann noch die zum Spiel dazugehörige Seriennummer eingegeben, ist das Spiel untrennbar auf den Nutzer festgeschrieben. Will der Kunde das Spiel bei Nichtgefallen jedoch wieder verkaufen, muss der ganze Account veräußert werden – unmöglich, wenn der Nutzer über diesen Zugang noch andere Software aktiviert hat.

Manchmal hilft auch der Gesetzgeber weiter. Zum Beispiel als Mitte der 80er-Jahre die „Leermedienvergütung“ eingeführt wurde. Für jede Stunde Aufzeichnungskapazität werden seitdem beim Verkauf von Medien einige Cent und von Aufnahmegeräten einige Euro aufgeschlagen. Oft helfen den Anbietern jedoch an das digitale Zeitalter orientierte Geschäftsmodelle am besten. Erst seitdem zum Beispiel Musikportale wie Musicload oder iTunes Titel zu akzeptablen Bedingungen anbieten, kaufen mehr Nutzer die Stücke legal. Manchmal schaden Raubkopiennutzer vor allem ehrlichen Kunden: Viele populäre Spiele wie „Alan Wake“ oder „Madden“ entwickeln die Hersteller gar nicht mehr in einer PC-Version, sondern nur noch für Konsolen. Auf denen sind Raubkopien deutlich schwerer zu installieren.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema