Das Kin One ist wesentlich kompakter

Foto: Engadget

Die Fotografie-Funktion weiß kaum zu überzeugen

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Microsofts Kin Two

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Beide Windows-Flaggschiffe im Vergleich

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Einem ersten Test unterzog das Technikmagazin Engadget Microsofts leise angekündigte Smartphones Kin One und Two. Die Redmonder möchten mit dem auffälligen Design und der verstärkten Einbindung sozialer Netzwerke vor allem jugendliche Nutzer ansprechen.

Bereits bei der Ankündigung haben sich viele gefragt, worin der Sinn in der Anschaffung eines Windows-Smartphones läge, wenn doch bereits das neue Windows 7 Phone für Ende-2010 angekündigt wurde. Diese Frage stellen sich auch die Tester, ist den Redmondern die Benutzeroberfläche des Kin One und Two doch gänzlich misslungen.

Große Technik ...

Hardwareseitig wissen die beiden Windows-Phones auf den ersten Blick zu überzeugen: Das kleinere der beiden Modelle verfügt über ein 2,6-Zoll-QVGA-Display mit 320x240 Pixel, das Kin Two über einen HVGA-Screen mit 3,4 Zoll und einer Auflösung von 480x320 Pixel. Der Rahmen der beiden Geräte besteht aus Plastik, dort befinden sich auch die Tasten für Kamera, Schlafmodus, ein "Zurück"-Knopf sowie die Lautstärkeregelung. Für die Tonausgabe bedarf es je einer 3,5 Millimeter Klinke, geladen wird mittels Micro-USB.
Als Prozessor kommt Nvidias Tegra APX2600 zum Einsatz, diesem stehen 256 Megabyte DDR Ram zur Seite. Für Dateien stehen vier beziehungsweise acht Gigabyte Flashspeicher bereit, eine Speichererweiterung ist nicht möglich. WLAN ist ebenso an Bord wie Bluetooth 2.1, auch findet sich ein GPS-Modul in beiden Geräten - ein passende Applikation suche man aber vergebens.

... arbeitet enttäuschend

Vom Display des Geräts zeigen sich die Engadget-Redakteure wenig beeindruckt: die Bildwiedergabe könnte farbenfroher sein, die automatische Dimmfunktion stelle das System meist zu dunkel dar. Durch die geringe Auflösung käme es außerdem zu Problemen beim Lesen von Texten beziehungsweise einer verwaschenen Darstellung eben jener.
Am Touchscreen weiß man kaum etwas auszusetzen, ab und zu gäbe es zwar Aussetzer, diese Problematik sei allerdings eher Software-seitig auszumachen. Auch das Tippen funktioniere weitgehend gut, einzig Menschen mit größeren Händen könnten aufgrund der kompakten Form etwas mit der Tastenanordnung zu kämpfen haben.

Echte Grafikpower

Kritik hagelt es für die 5-Megapixel-Kamera des One ebenso wie für jene des Two mit 8 Megapixeln. Der schwergängige Druckpunkt beim Fotografieren der Auslösetaste führe zu verschwommenen Bildern. Auch die Blitzfunktion arbeite höchstens mittelmäßig. Anders die Videoaufnahme: Denn das Kin Two kann dank Nvidias Grafikchip Videos mit 720p aufnehmen. Einziger Wehrmutstropfen: HD-Videos lassen sich ausschließlich mittels Zune mit dem PC synchronisieren, ein direkter Upload sei nicht möglich.

Wenig zu meckern gab es an den mitgelieferten Ohrhörern sowie der Musikwiedergabe, einzig die Telefonlautsprecher könnten etwas klarere Töne von sich geben.

Ohne Live-Account geht nichts

Dass Microsoft in Sachen Benutzerfreundlichkeit noch einiges aufzuholen hat, beweise bereits die anfängliche Inbetriebnahme der Geräte. Benutzer werden zu aller erst aufgefordert einen Benutzernamen und ein Passwort zu definieren, was - ob man will oder nicht - die Anlage eines Live-Accounts bezweckt. Nur damit sollen sich Kontakte, Kalendereinträge und andere gespeicherte Daten uneingeschränkt synchronisieren lassen. Die Email-Funktion ist zwar auch mit anderen Anbietern nutzbar, dennoch wirke dieser Umstand alles andere als benutzerfreundlich.
Ist man erstmal im Hauptmenü gelandet, zeigt sich der Home-Bildschirm mit insgesamt drei Seiten. Blättern lässt sich mit einem Wisch nach links oder rechts. In der Mitte des Screens befinden sich Twitter, MySpace, Facebook und RSS, auf der rechten Seite die Lieblingskontakte. Die linke Seite beinhaltet sogenannte "Apps" wie Kamera, Internet-Browser und Email. Zu jeder Zeit sichtbar bleiben in den unteren beiden Ecken eine Uhr sowie ein "Kürzlich"-Button, der aktuelle Ereignisse - etwa aus sozialen Netzwerken - aufzeigen soll.

Der "Spot"

Etwas ganz besonders haben sich die Entwickler mit dem "Spot" ausgedacht. Mit einem Klick darauf lassen sich SMS, MMS oder Emails versenden. Auch lassen sich Fotos, Links oder Nachrichten aus Twitter oder Facebook in den Spot ziehen. Klickt man anschließend darauf, lässt sich eine Email mit all diesen Inhalten versenden, SMS und MMS bleiben außen vor. Dies sei ebenso sinnlos wie die eigentliche Idee die dahinter stecke, immerhin würde niemand einfach zusammenhanglose Informationen an seine Freunde oder Bekannte versenden.
Mangelhaft sei, um eines von vielen Beispielen zu nennen, auch die Integration von Twitter. Tweets ließen sich nicht retweeten und möchte man gar ein gezwitschertes Foto ansehen, öffnet sich zuerst der Browser, um die Twitter-Homepage für die Betrachtung aufzurufen.

Systemfehler und "The Studio"

Abseits zahlreicher Systemabstürze sowie der mehr als unbefriedigenden Darstellung von Websites und Emails sei Microsoft mit der Zune-App ein kleiner Erfolg gelungen. Denn im Gegensatz zu Apples iTunes lassen sogar Video-Downloads auch via 3G tätigen -wenngleich auch hier Ausfälle zu bemängeln seien.

Abschließend wurde noch Microsofts "The Studio" lobend erwähnt. Das Computerprogramm ermöglicht das Sichern von SMS, MMS, Anruflisten, Fotos, Kontakten, RSS-Feeds sowie Aktualisierungen der sozialen Netzwerke. Auch lassen sich Videos mit maximal einer Minute Laufzeit sichern, HD-Videos ausgenommen.

Lieber abwarten

Abgesehen von "The Studio", einer relativ langen Akkulaufzeit von mehr als zwei Tagen, sowie der Möglichkeit Multimedia-Downloads mittels 3G zu tätigen, lässt die Engadget-Redaktion kaum ein gutes Haar an Microsofts Kin One and Two. Die anfangs groß angekündigte Kamerafunktion erweise sich als Flop, einzig die Aufnahme von HD-Videos mit dem Kin Two erfährt kein vernichtendes Urteil. Softwareseitig ist das Gerät unausgereift, innovative Konzepte wie der Spot erweisen sich als totaler Flop. Wer unbedingt ein Microsoft-Smartphone haben möchte, sollte sich also wohl lieber bis Windows 7 Phone gedulden - bis dahin soll es dann auch tatsächlich Zusatzapplikationen, etwa für die GPS-Funktion, zum Download geben. (red)