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Ravi Shankar: Mit Yoga durch die Wirtschaftskrise
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gemeinfrei Der Wirtschaftsethiker Ravi Shankar
  • FOCUS-Magazin-Redakteurin

Der indische Guru Ravi Shankar zählt zu den gefragtesten Beratern der Wirtschaftseliten in aller Welt. Im Interview spricht er unter anderem über die menschliche Gier, die Bedeutung von Kampfsportarten und das Glück des Zölibats.

„Am reichsten sind die Menschen, die auf das meiste verzichten können. Diese alte indische Weisheit stammt zwar nicht von Ravi Shankar – aber sie passt hervorragend zu ihm und seinen Werten. Denn wenn es darum geht, die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Ethik zu verdeutlichen, kommt man an ihm und seinen Thesen kaum vorbei. Das US-Magazin „Forbes“ zählte Shankar (54) 2009 zu den fünf einflussreichsten Indern. Er nimmt regelmäßig am Weltwirtschaftstreffen in Davos teil und äußert sich immer wieder zu Fragen von Ethik in der Wirtschaft.

Seine Art of Living-Stiftung ist in rund 150 Ländern vertreten und hat Beraterstatus bei den UN. Sie organisiert Hilfsprojekte u.a. in Schulen und Gefängnissen. Besonders populär sind die Atemkurse, die Shankar zur Stressbewältigung für Manager, aber auch zur Traumabehandlung etwa nach den Naturkatastrophen wie auf Haiti angeboten hat.



Im FOCUS-Online Interview spricht er unter anderem über die Geißel der menschlichen Gier, den Kult um seine Person und erklärt, warum er sich aus freien Stücken für ein Leben im Zölibat entschieden hat.

FOCUS Online: Sie müssen doch manchmal an Ihren Zielen verzweifeln: Die Welt ist alles andere als stressfrei und friedlich. Kriege, Umweltkatastrophen, Wirtschaftskrise – woran liegt das – an unser aller Gier?


Ravi Shankar: Das ist wohl offensichtlich. Wir brauchen ein globales Forum für ethische Fragen, so etwas wie Transparency International. Einen Wachhund, der nicht zulässt, dass jemand solche Krisen vom Zaun bricht, der versucht zu korrigieren, wenn Politiker in die falsche Richtung laufen. Ein Forum, welches das Weltgewissen verkörpert.

FOCUS Online: Ist es gerecht, wenn Fondsmanager Millionen verdienen, während kleine Steuerzahler für die Schulden von Banken aufkommen müssen?

Shankar: Einige wenige Manager haben ja ihre Bezüge freiwillig gekappt. Diese Art von moralischer Unterstützung der Bevölkerung stärkt das ethische Bewusstsein einer Gesellschaft. Damit mehr Menschen so handeln, brauchen wir Erziehung in menschlichen Werten. Gerade in Krisenzeiten müssen Firmen soziale Verantwortung übernehmen und bereit sein, zu teilen. Auch schon aus Eigeninteresse, um die allgemeine Kaufkraft zu erhalten. Wenn sie schwindet, können auch Unternehmen nicht mehr existieren.

FOCUS Online: Vermissen Sie heutzutage moralisches oder ethisches Verhalten?

Shankar: Ich würde das nicht so allgemein sagen. Aber definitiv schaden fehlende Ethik and Moral in Unternehmen der gesamten Wirtschaft. In Indien sind 1,4 Billionen Dollar in Banken angelegt. Ein so armes Land könnte viel besser dastehen, wenn Geschäftsleute und Politiker ihr Geld investieren würden. Das Land zahlt den Preis für die Gier einiger weniger Leute.

FOCUS Online: Wie bringt man Menschen dazu, sich „ethisch“ zu verhalten?

Shankar: Zuerst sollte man ihnen sagen, dass Geld nicht alles im Leben ist, sondern nur ein Mittel zum Zweck. Dass Humor, Liebe und Freundschaft mehr zählen. Und dass man das nicht für Geld kaufen kann. Wenn ein Mensch das begriffen hat, ist sein Leben ausgewogener. Sich ethischer zu verhalten, heißt auch, Verantwortung für unseren Planeten zu übernehmen.

FOCUS Online: Aber Sie verdienen doch auch ordentliches Geld mit ihren Kursen.

Shankar: Unsere Organisation beruht größtenteils auf ehrenamtlicher Mitarbeit. Auch unsere Festangestellten könnten draußen zehnmal mehr verdienen, aber sie haben sich uns angeschlossen, weil sie gerne bei uns arbeiten. Sie wollen nicht in stressigen Jobs die Hälfte ihrer Gesundheit opfern, um sie mit der Hälfte ihres Vermögens wieder zurückzugewinnen. Intelligente Menschen wissen, wie sie ein ausgewogenes Leben zwischen Geldverdienen und dem Dienst an anderen führen können.

FOCUS Online: Und wie überzeugen Sie Manager?

Shankar: Wir bitten in unseren Seminaren erfolgreiche Unternehmer, ihre Modelle vorzustellen: wie sie ethisch handeln und trotzdem Geld verdienen. Man braucht solche Management-Gurus, die als Idole für junge Unternehmer dienen können.

FOCUS Online: Was sind denn wichtige Werte?

Shankar: Mitmenschlichkeit. Soziale Verantwortung. Nicht anderen alles zuschieben. Sich selber Grenzen und Ziele setzen. Es gibt 300 Millionen Kinder in der Welt ohne Ausbildung und unterhalb der Armutsgrenze. Man muss ihnen nicht Geld geben, um zu helfen, man kann auch seine Zeit opfern. Oder man pflanzt Bäume und hat dabei seinen Spaß.

FOCUS Online: Ist das Ihr Slogan „mehr Spaß haben“?

Shankar: Wenn man Spaß hat im Leben, kann man sogar eine Menge Geld sparen ..

FOCUS Online: Haben Sie ein Vorbild?

Shankar: Ich bin mit den Lehren von Mahatma Gandhi aufgewachsen. Mein Lehrer war sehr eng mit ihm verbunden. Mein Großvater hat ihn 20 Jahre begleitet.

FOCUS Online: Sollten sich Kinder in der Schule mehr mit Ethik beschäftigen?

Shankar: Ja, mit Weisheit, so nenne ich das. Mit Techniken, die helfen, die eigenen Emotionen in den Griff zu bekommen. Niemand bringt uns bei, wie wir uns von negativen Empfindungen befreien können, von Ärger, Hass, Aggressionen, Depressionen. Yoga oder Kampfsport, auf jeden Fall mehr Humor – müssten obligatorisch sein. Ein Schüler sollte nicht nur mit seiner eigenen Religion oder Kultur aufwachsen sondern auch Toleranz gegenüber anderen Religionen und Weltanschauungen lernen.

FOCUS Online: Hat der Kapitalismus ausgedient, zumindest der Turbokapitalismus?

Shankar: Ich glaube nicht an den Kommunismus, der ist gescheitert. Der Kapitalismus benötigt eine Art Reorientierung, wir brauchen einen Kapitalismus mit menschlicher Wärme.

FOCUS Online: Sie verdienen Geld mit Yoga- und Atemkursen für Manager. Die machen sie dann noch fitter, damit Sie noch mehr Geld verdienen können. Wo ist da die menschliche Wärme?

Shankar: Mein Prinzip ist nicht, Wohltätigkeiten anzunehmen, um wohltätig sein zu können. Wir verdienen Geld, indem wir unterrichten. Gerade soviel, um unsere wesentlichen Aufgaben zu finanzieren.

FOCUS Online: Nicht nur Politiker und Manager haben an Glaubwürdigkeit verloren, auch die Katholische Kirche – nach den vielen Missbrauchsfällen.

Shankar: Einige Leute mit unmoralischem Verhalten haben die Institutionen beschädigt. Sie brauchen Hilfe. Ihnen könnte Yogatraining oder Meditation mental helfen, um ihre Neigungen zu kontrollieren. Sie brauchen nicht nur Gespräche, sondern auch die Techniken, um das in den Griff zu bekommen, und die sind in Asien vorhanden.

FOCUS Online: Leben Sie selber im Zölibat?

Shankar: Ja, aber das ist keine Pflicht. Es hat sich ergeben aus der tiefen Beschäftigung mit Yoga und Meditation. Es dämpft sozusagen die Bedürfnisse ... aber hält keinen davon ab, ein Familienleben zu führen. Es ist einfach meine Wahl.

FOCUS Online: Gibt es einen Mangel an Vorbildern heutzutage – wie es eben Gandhi war?

Shankar: Ach, man muss nicht nach berühmten Menschen suchen, um Vorbilder zu finden. Man kann sich auch an einem einfachen Bauern oder Arbeiter orientieren. Die Welt ist voller guter Menschen. Ich fordere jeden auf, seinen eigenen Träumen nachzugehen. Mit ein bisschen Humor und ohne alles zu ernst zu nehmen.

FOCUS Online: Sagen Sie das auch einem Arbeitslosen – nicht alles zu ernst zu nehmen?

Shankar: Viele nehmen es wirklich so ernst, wenn sie eine Liebesbeziehung oder einen Job verloren haben – aber Leben ist viel mehr als das. Ich würde sie ermutigen, trotzdem Spaß zu haben. Jede Krise ist eine Chance.

FOCUS Online: Sie predigen zwar eine stressfreie Welt, sind aber ständig unterwegs. Befolgen Sie Ihre eigenen Ratschläge nicht?

Shankar: Ich muss doch demonstrieren, dass alles das, was ich lehre, auch funktioniert. Sehe ich etwa gestresst aus?

FOCUS Online: Wie wird man eigentlich ein Guru?

Ravi Shankar: Wie wird man denn ein Fußball-Coach? Man arbeitet in einem bestimmten Bereich, wird zu einem Experten, und dann fängt man an, das Wissen anderen beizubringen.
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